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15.01.2013

Der Held von Moskau: Interview mit Sigi Suttner

Er war lange Jahre einer der Top-Goalies in der ersten Bundesliga, stand sowohl bei Weltmeisterschaften als auch bei Olympischen Spielen zwischen den Pfosten der deutschen Nationalmannschaft: Sigmund "Sigi" Suttner. Der heute 59-Jährige war aber auch zweimal in Freiburg engagiert gewesen und ist hier längst heimisch geworden. Mit EHC-Online sprach Suttner vor kurzer Zeit über seine Erinnerungen an die Ensisheimerstraße, seine Station beim Schweizer NLA-Klub EHC Arosa und jenes Spiel, das ihn über Nacht berühmt gemacht hatte.

EHC-Online: "Herr Suttner, es heißt Weihnachtszeit ist Eishockeyzeit - wie schaut's da bei Ihnen aus, kommen sie nach ihrer langen Karriere heuer auch jährlich über die Feiertage in besondere Eishockey-Stimmung?"

Siggi Suttner: "Nein die Zeiten sind vorbei. Für mich zählen jetzt andere Werte wie Erholung und Familie."

EHC-Online: "Sie haben ihre aktive Laufbahn 1990 in Freiburg beendet. Haben sie seitdem Kontakt zum Hockeysport gehalten?"

Suttner: "Am Anfang noch ein paar Jahre, jetzt aber immer weniger."

EHC-Online: "Sie waren einst in den 70er und 80er Jahren nicht nur Erstliga-Torhüter, sondern auch Nationalspieler. Da mutet ihr Wechsel 1983 vom Kölner EC zum damaligen Aufsteiger ERC Freiburg etwas exotisch an. Was hat sie seinerzeit zu diesem Wechsel bewogen?"

Suttner: "Freiburg wollte mich unbedingt haben. Da mein Dreijahresvertrag in Köln auslief, bin so nach Freiburg gewechselt."

EHC-Online: "Mit dem ERC blieb es die einzige Spielzeit - welche Erinnerungen haben sie noch an das damalige Bundesliga-Jahr?"

Suttner: "Ich hatte ja in Freiburg einen Dreijahresvertrag, aber leider war der ERC nach einem Jahr Pleite. Es war sportlich ein sehr erfolgreiches und wunderschönes Jahr. Ich habe in keiner anderen Mannschaft gespielt, in der Kameradschaft und Zusammenhalt so hervorragend waren."

EHC-Online: "Nach dem Ende des ERC ging es 1984 für ein Jahr in die Schweiz zum traditionsreichen EHC Arosa. Sie dürften damit noch vor Erich Kühnhackl der erste Deutsche in der NLA gewesen sein, oder? Wie kam's?"

Suttner: "Der ERC war Konkurs und ich ohne Verein. Beim EHC Arosa hatte sich der damalige schwedische Stammtorhüter am Knie verletzt und man brauchte dringend Ersatz, bis dieser wieder fit war. Man verpflichtete mich für zwei Monate, da ich in der Wechselzeit im Dezember wieder in die deutsche Bundesliga wechseln wollte."

EHC-Online: "Mit welchen Erwartungen waren sie nach Arosa gewechselt bzw. wurden sie vom damaligen Spitzenteam verpflichtet?"

Suttner: "Die Eishockey-Liga in der Schweiz war mir bis dahin total unbekannt. Da ich ohne eigene Ausrüstung (die war in Freiburg in der Kabine eingesperrt) und ohne Training in Arosa ankam war es natürlich ein großes Risiko für mich. Nach nur zweimal Training und neuer Ausrüstung hatten wir das erste Spiel beim damaligen Meister HC Davos. Nach anfänglichen Unsicherheiten kam ich immer besser in Form und wir gewannen."

EHC-Online: "Wenn sie auf ihre Zeit in Arosa zurückblicken, was ist an besonderen Momenten und Erfahrungen hängen geblieben?"

Suttner: "Da damals in der Schweiz Eishockey Sportart Nr. 1 noch weit vor Fußball war, ist das Medieninteresse auch dementsprechend gewesen. Als ich im Dezember nach Berlin gewechselt bin, waren wir Tabellenführer und für mich persönlich eine sehr erfolgreiche Zeit. Ich wurde mit mehreren Auszeichnungen geehrt."

EHC-Online: "Ihre aktive Laufbahn haben sie schließlich 1990 beim EHC Freiburg beendet. Was hatte sich im Vergleich zu ihrem Engagement beim ERC an der Ensisheimerstraße verändert?"

Suttner: "Wir spielten 1. Liga und die Hütte an der Ensisheimerstraße war voll. Die Stimmung im Stadion in der Stadt und im Umland war dementsprechend."

EHC-Online: "Nachdem sie die Schlittschuhe an den Nagel gehängt haben, sind sie nicht etwa in ihre Tölzer Heimat zurückgekehrt, sondern in Südbaden geblieben."

Suttner: "Ich habe hier meine wunderbare Frau (wir sind zwischenzeitlich 27 Jahre verheiratet) kennen gelernt. Wir haben zwei Kinder und eine Enkeltochter auf die wir sehr stolz sind. Mittlerweilen habe ich hier sehr viele Freunde und das Breisgau ist meine Heimat geworden."

EHC-Online: "Vermissen sie etwas aus ihrer Heimat?"

Suttner: "Meine Verwandtschaft."

EHC-Online: "Gibt es umgekehrt etwas, das sie an Südbaden besonders schätzen?"

Suttner: "Die ganze Region, das gute Essen und den guten Wein."

EHC-Online: "Sie haben in den 50er Jahren mit dem Eishockey angefangen. Wie sah damals denn ihre Ausrüstung aus?"

Suttner: "Mein Torwartschienen wogen damals so viel wie heute die gesamte Torwartausrüstung."

EHC-Online: "Was hatte sich während ihrer langen Bundesliga-Zeit Grundlegendes im Eishockey, insbesondere im Torhüterspiel, verändert?"

Suttner: "Das gesamte Eishockey ist heute viel schneller und athletischer geworden. Die Torhüter sind auch bedingt durch die bessere Ausrüstung beweglicher geworden."

EHC-Online: "In der Eishockeyszene kennt man sie als "Helden von Moskau". Für die jüngeren Fans - was war an jenem 15. April 1979 so einzigartig?"

Suttner: "Zu der damaligen Zeit verlor Deutschland gegen Russland immer zweistellig. Bei der WM war ich eigentlich zweiter Torhüter und man schickte mich als Kanonenfutter in diese Partie. Es wurde das Spiel meines Lebens. Wir verloren zwar 2:3, ich aber hielt 96 Torschüsse und wurde zum Spieler des Tages ausgezeichnet und über Nacht berühmt."

EHC-Online: "Es sollte 32 Jahre dauern, bis Deutschland tatsächlich der erste WM-Sieg über Russland gelang. Haben sie das Geschehen 2011 verfolgt?"

Suttner: "Ich habe das Spiel gesehen und es hat mich sehr gefreut .Es wurden alte Erinnerungen wieder wach."

EHC-Online: "Zum Abschluss die Frage: Was hat für sie seit jeher den besonderen Reiz des Eishockeys ausgemacht?"

Suttner: "Die Schnelligkeit, die Härte, die Athletik und die Stimmung im Stadion haben mich immer begeistert."

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