Neustrukturierung im EHC-Vorstand – Nachfolger stehen bereit
Nachdem Nachwuchsleiter Clemens Schopp aufgrund mangelnder Zeitressourcen intern bereits angekündigt hatte, dass er auf der nächsten Mitgliederversammlung im Sommer nicht mehr kandidieren wird, muss nun auch ein Wechsel auf der Position des 2. Vorsitzenden erfolgen. Über die Hintergründe hat sich ehc::live mit dem amtierenden Stellvertreter Dirk Philippi unterhalten.
ehc::live: "Herr Philippi, Sie haben vergangene Woche den Vorstand, die Spieler sowie die Mitarbeiter des EHC darüber informiert, dass Sie nicht länger als Teil des geschäftsführenden Vorstands zur Verfügung stehen. Worin liegen die Gründe?"
Dirk Philippi: "Ich befinde mich in einer richtig derben emotionalen Zwickmühle: Einerseits lebe ich für das Eishockey, das seit über 20 Jahren Jahren fester Bestandteil meines Lebens ist, und sehe, wie der EHC mit viel Schwung die Sportszene der Stadt und der Region bereichert, andererseits gibt es aber auch ein „richtiges“ Leben neben dem Eishockey. Und in diesem Familien- und Berufsleben habe ich ein Angebot bekommen, dass ich nicht ablehnen kann."
ehc::live: "Das klingt ja wie bei einer Spielerverhandlung."
Philippi: "So ähnlich ist es auch, nur dass es keine direkten finanziellen Hintergründe hat. Ich darf zunächst für drei Jahre, mit der Option auf sechs Jahre, als Lehrer an die Deutsche Botschaftsschule nach Izmir in die Türkei gehen – damit erfüllt sich mein Traum einer Auslandsbeschäftigung, auf die meine Familie und ich seit Jahren gehofft haben."
ehc::live: "Das heißt, die Gedanken ans Auswandern gibt es schon länger?"
Philippi: "Es ist ja vorerst ein Auswandern auf Zeit, aber ja, schon zur Zeit meiner Kandidatur vor zwei Jahren lief eine allgemeine Bewerbung für den Auslandsschuldienst. Dies hatte ich damals allerdings auch den Vorstandsmitgliedern offen kommuniziert."
ehc::live: "Wie schwer fällt es denn, den EHC und das Eishockey zu opfern für Ihre Entscheidung."
Philippi: "Es ist brutal. Ich spüre noch großen Tatendrang und sehe die Ziele des EHC deutlich vor mir, aber diese berufliche Chance werde ich wahrschlich nie mehr bekommen. Wenn ich sie jetzt nicht wahrnehme, werde ich das – befürchte ich – mein Leben lang bereuen."
ehc::live: "Wie geht es denn nun weiter mit dem EHC?"
Philippi: "Wir haben alle gemeinsam vor zwei Jahren einen Weg eingeschlagen, der unbedingt weiterbeibehalten werden soll. Wir haben ein funktionierendes Konzept eingearbeitet, das sich nun in einer zweiten Phase beweisen muss. Ich bin fest davon überzeugt, dass unser Konzept, sowohl strukturell als auch sportlich, auch mit anderen Köpfen zum Erfolg führen wird."
ehc::live: "Gibt es denn diese „anderen Köpfe“ bereits?"
Philippi: "Ja, allerdings ist es noch zu frisch, um diese zu benennen. Ich selbst weiß erst seit circa drei Wochen, dass ich Deutschland verlassen werde, und natürlich möchte ich für eine gute Übergabe der Geschäfte sorgen. Nur soviel: Wir haben eine sehr gute Lösung für die Positionen des 2. Vorsitzenden und des Nachwuchsleiters im Visier und werden für die sportlichen Aufgaben, die Teil meines Arbeitsbereiches waren, einen erfahrenen Experten einstellen, was uns auch professioneller in den Strukturen macht. Die Namen der Vorstandskandidaten werden die Mitglieder als Erste noch vor der Neuwahl erfahren."
ehc::live: "Können Sie ein Fazit Ihrer Arbeit beim EHC ziehen?"
Philippi: "Zunächst einmal war da jede Menge Spaß! Das Team mit den Vorstandsmitgliedern und den Beiräten sowie den Mitarbeitern ist einfach klasse – da war jede Minute keine geopferte, sondern eine produktive, zielorientierte und oft auch einfach lustige. Ich hoffe, dass wir den EHC in der Neukonstellation mit dem Spielbetrieb der 1. Mannschaft gemeinsam wieder auf einen guten Weg gebracht haben und auch meine Vorgänger sich von der Fortführung Ihrer tollen Arbeit nicht enttäuscht sehen. Sicherlich freue ich mich über den sofortigen Aufstieg und die Playoff-Teilnahme dieses Jahr mit so vielen Freiburger Spielern sowie die Entscheidung der Stadt zum Neubau der Eissporthalle."
ehc::live: "Wann genau werden Sie den EHC verlassen?"
Philippi: "Verlassen werde ich meinen Verein niemals. Als 2. Vorsitzender werde ich bis zur Neuwahl im Sommer arbeiten, mich bei der Teamzusammenstellung einbringen und eine Einarbeitung der neuen Kräfte vornehmen. Ende Juli wird dann irgendwann der Flieger in die Türkei abheben."
ehc::live: "Und eine Rückkehr nach Freiburg?"
Philippi: "Die soll und wird es geben. Gerne auch zurück zum EHC – wenn man mich dann noch lässt. An dieser Stelle gilt mein Dank allen, die mich in meiner Arbeit unterstützt haben, an erster Stelle meinem Freund Werner Karlin, dem gesamten Vorstand, den Mitarbeitern und Fans, sowie Thomas Dolak, dessen Arbeit man nicht hoch genug einschätzen kann."
Fotos: Patrick Seeger