Tragik in der FSH: Freiburg verliert in der Verlängerung
Die Hausherren begannen dabei forsch und ließen sich nicht anmerken, dass ihnen mit Sergej Stas, Jochen Molling, Robert Brezina, Josef Kottmair und Patrick Vozar verletzungsbedingt ein kompletter starker Block fehlte. Es waren keine fünf Minuten gespielt, da zappelte die Scheibe bereits das erste Mal im gegnerischen Netz. Dany Bousquet hatte einen Konter gestartet und hatte zwei Optionen: Den Pass auf den mitgelaufenen Matt Hubbauer, der jedoch auch vom verbliebenen SCR-Verteidiger gedeckt wurde, oder den Abschluss. "A-O-E" entschied sich für "beides", täuschte den Pass an und legte sich die Scheibe auf die Rückhand, um sie schließlich an Gäste-Goalie Mark McArthur vorbei unter die Latte zu heben. Vier Minuten später tobte die Franz-Siegel-Halle erneut, dank eines Traumtores von Roman Kadera. Der tschechische Puckvirtuose hatte sich durch die gegnerische Abwehrreihen gezaubert und auf 2:0 für seine Wölfe erhöht.
Nach 15 Minuten schien eine Vorentscheidung bereits zum Greifen nahe. Marek Ivan war auf McArthur zugestürmt und nur durch ein Foul von hinten zu stoppen, folgerichtigt gab es Penalty für die Hausherren. Petr Mares trat an - und hob den Puck gekonnt mit der Rückhand unter die Latte an das hintere Torgestänge. Der Wölfe-Torjäger jubelte, die Fans feierten den dritten Treffer, McArthur resignierte - bis, ja bis das Schiedsrichtergespann seinen Auftritt hatte. Weder Hauptschiedsrichter Carsten Lenhart noch sein auf der Gegenseite postierter Linesman hatten erkannt, was das Gros der Akteure auf und neben dem Eis eindeutig gesehen hatte, nämlich das die Scheibe im Tor war, ehe sie vom hinteren Gestänge wieder hervorsprang. Zum Erstaunen aller entschied das Gespann, welches hervorragende Sicht besaß, dass Mares nicht getroffen habe - vielmehr sei die Scheibe an die Unterkante der Latte gegangen. Ironie des Schicksals, dass diese bizarre Entscheidung just Lenhart traf, der am 1.Februar noch beim Heimspiel der Wölfe gegen Weißwasser in der Verlängerung den Gästen ein Tor zusprach, bei welchem die Scheibe nicht einmal annähernd die Linie überquert hatte, sondern neben das Gehäuse gegangen war.
Die Wut der Hausherren war groß ob dieser skandalösen und einer Profi-Liga abermals unwürdigen Entscheidung - zu groß, denn anstatt diese Energie in eine Fortsetzung der gelungenen Angriffe zu übertragen, begannen die Wölfe, sich zu sehr auf die Unparteiischen zu konzentrieren. Nutznießer waren die Gäste aus Garmisch-Partenkirchen, welche überraschend wieder im Spiel waren. Ein Überzahltor brachte den Werdenfelsern den Anschlusstreffer eine Minute nach dem Strafschuss - statt 3:0 stand es nur noch 2:1. Doch dem nicht genug, folgte in der 19. Minute der nächste Rückschlag, diesmal gleich doppelt. Zunächst verloren die Wölfe Roman Kadera mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe. SCR-Verteidiger Josef Frank hatte den Tschechen mit zwei Stockschlägen traktiert, eine Strafe blieb freilich aus, so dass Kadera seinen Unmut darüber anfangs nur gestikulierend deutlich machte, ehe er sich zu einem absolut unnötigen Revanchefoul hinreißen ließ und an Frank Selbstjustiz übte. Die Strafe gegen Kadera war völlig gerechtfertigt und bescherte den Gästen eine fünfminüte Überzahl, welche sie nach gerade 32 Sekunden zum Ausgleich durch Guidarelli nutzen konnten.
Die Wölfe mussten sich in der ersten Drittelpause erst einmal wieder beruhigen, kamen aber dennoch motiviert aus der Kabine und schafften es, sich wieder ganz auf ihr Spiel zu konzentrieren. Prompt stellte sich der Erfolg ein, die restliche Unterzahl überstand man unbeschadet und alsbald rollten wieder die Angriffe auf das Garmischer Tor. In der 28. Minute bereitete Matt Hubbauer mit einem Geniestreich das 3:2 seiner Farben vor. Der Kanadier war hinter das gegnerische Gehäuse gezogen, hatte jedoch im letzten Moment die Scheibe um seinen Gegenspieler herum in seinen Rücken auf den kurzen Pfosten gelegt. Während alle, gerade auch SCR-Goalie McArthur, auf den langen Pfosten und Hubbauer konzentrieren, konnte Dany Bousquet den Puck diesen traumhaften Pass im kurzen Eck unterbringen. Zwei Minuten später tobte die Franz-Siegel-Halle erneut, diesmal dank eines Schlenzers von Petr Bares in den rechten Winkel. Freiburg hatte eine doppelte Überzahl - Bernhard Ebner (wegen eines üblen Checks gegen Marek Ivan) und Josef Frank (wegen Spielverzögerung) saßen auf der Strafbank - zur erneuten Zwei-Tore-Führung genutzt. Weil Ronny Glaser auf der Gegenseite die Möglichkeiten des SC Riessersee allesamt abwehren konnte, gingen die Wölfe mit einem 4:2 in die zweite Pause.
Im letzten Drittel machte es sich bemerkbar, dass die Gastgeber viele Ausfälle zu verkraften hatten und durch die zusätzliche Unterzahl viel Kraft investieren mussten. In der 50. Minute kam Garmisch zum dritten Treffer, Josef Frank hatte aus der Distanz getroffen, während gegen Freiburg eine Strafe angezeigt war. Wie schon im Mittelabschnitt bot sich den Wölfen immer wieder die Gelegenheit, für eine Vorentscheidung zu sorgen, doch zu leichtfertig vergab man seine Chancen. So steigerte sich das Spiel in eine dramatische Schlussphase. Riessersee hatte McArthur zugunsten eines sechsten Feldspieler herausgenommen und drängte auf den Ausgleich. Einmal konnte Freiburg befreien, beinahe wäre Hubbauer noch an die Scheibe gekommen und hätte die Chance auf einen Treffer ins leere Tor gehabt, doch zum einen war sein Gegenspieler einen Tick schneller, zum anderen fuhr dieser dem Kanadier dann noch mit dem Schläger durchs Gesicht. Eine Strafe gab es nicht, stattdessen rollte der letzte SCR-Angriff, den drei Sekunden vor dem Ende Alan Reader im Wölfe-Tor unterbrachte. Tragisch - unmittelbar vor der Schlusssirene ereilte Freiburg noch der 4:4 Ausgleich. Die Verlängerung sollte schließlich den Sieger ermitteln und brachte den SCR als Glücklichen hervor. In der 66. Minute verwertete T.J. Guidarelli ein Zuspiel von Brad Self aus dem Slot heraus und bescherte seinem Team den wichtigen ersten Erfolg im Pre-Playoff-Duell.
Die Wölfe mussten an diesem Abend mit zwei unterschiedlichen Dingen hadern. In erster Linie damit, dass man zweimal einen Zwei-Tore-Vorsprung hergab und sich nicht clever genug zeigte, um einerseits die vorhandenden Chancen zu nutzen und den Sieg unter Dach und Fach zu bringen, andererseits um die knappe Führung drei Sekunden vor dem Ende über die Zeit zu bringen. Freiburg hatte es selbst in der Hand - und verschenkte den Sieg. Zweifelsohne hatte daran aber auch das Schiedsrichtergespann seinen Anteil. Auf die skandalöse Entscheidung, den Penalty-Treffer von Petr Mares die Anerkennung zu verweigern, folgten noch weitere fragwürdige Pfiffe, seien es Foulspiele, Abseits- oder Icing-Entscheidungen gewesen. Trotz dieser ärgerlichen Spielleitung durch die Unparteiischen um Carsten Lenhart hätten die Wölfe-Akteure sich jedoch vielmehr auf ihr Spiel konzentrieren müssen - taten sie dies, hatten die Hausherren den Gegner im Griff und konnten klare Vorteile verzeichnen. So müssen die Wölfe Freiburg nun am Freitagabend beim zweiten Spiel der Serie in Garmisch-Partenkirchen unbedingt gewinnen, andernfalls wäre man bereits ausgeschieden. Die Aufgabe dürfte nicht einfach werden, schließlich fehlt neben dem verletzten Quintett nun auch noch der gespertte Roman Kadera.
Statistik:
Wölfe Freiburg - SC Riessersee 4:5 n.V. (2:2, 2:0, 0:2, 0:1)
1:0 (04:34) Bousquet
2:0 (08:35) Kadera (Billich, Ivan)
2:1 (15:18) Self (Lindmark, Guidarelli) 5-4
2:2 (18:48) Guidarelli (Stanley, Self) 5-4
3:2 (27:29) Bousquet (Hubbauer, Mares)
4:2 (29:31) Bares (Ivan, Bousquet) 5-3
4:3 (48:55) Frank (Stanley, Reader) 6-5
4:4 (59:57) Reader (Self, Stanley) 6-5
4:5 (65:48) Guidarelli (Self, Brown)
Strafen: Freiburg 13 + 20 (Kadera) - Riessersee 14 + 10 (Ebner)
Schiedsrichter: Carsten Lenhart (Darmstadt)
Zuschauer: 1681