Bei den Bietigheim Steelers muss Trainer Kevin Gaudet schon seit Wochen mit einem Rumpfkader auskommen, seit Mitte Dezember wächst auch beim EHC die Verletztenliste. Beide Teams brachten genau drei Reihen aufs Matchblatt, beim EHC fehlten wiederum Jannik Herm, Tobias Bräuner und Milos Vavrusa, die Aufstellung war somit die gleiche wie in den beiden vorangegangenen Partien gegen Bad Nauheim und Ravensburg. Auf den Rängen dagegen Full House: Die Gästekurve war gut gefüllt und die ebenfalls sehr gut besetzte Nordkurve leuchtete mit einer beeindruckenden badischen Choreo komplett in rot-gelb - passend zum Derby gegen die schwäbischen Gäste.
Die geringe Kadertiefe hinderte beide Teams nicht daran, von der ersten Minute an Power-Eishockey zu spielen. Vor allem die Top-Reihe der Steelers mit Matt McKnight, Marcus Sommerfeld und David Wrigley sorgte für ordentlich Wirbel vor dem Kasten von Lukas Mensator, der diesmal zwischen den Freiburger Pfosten stand. Die Gäste aus Bietigheim erwischten dann auch einen perfekten Start in die Partie, keine drei Minuten waren gespielt, als die rund 200 mitgereisten Fans des Tabellenführers den ersten Torerfolg ihres Teams bejubeln konnten. Marcus Sommerfeld hatte Matt McKnight mustergültig auf die Reise geschickt, der Goldhelm der Steelers konnte noch ein paar Schritte gehen und zirkelte dann die Scheibe aus vollem Lauf in den linken Torwinkel. Freiburg nahm anschließend das Tempo der Gäste an, es entwickelte sich ein Match mit wenigen Unterbrechungen und hohem Tempo, in dem zwei starke Goalies dominierten, die bis zur 10. Spielminute alle weiteren Chancen zunichte machen konnten. Dann bekam Freiburg eine doppelte Überzahlgelegenheit, und Marton Vas fackelte nicht lange: Der Verteidiger zog aus zentraler Position trocken ab, sein Schuss schlug zum 1-1 Ausgleich im Bietigheimer Netz ein. Freiburg bliebt in Überzahl und konnte nur eine knappe Minute später erneut zuschlagen: Bietigheims Goalie Sinisa Martinovic hatte sich hinterm Tor verdribbelt, Petr Haluza konnte die Scheibe vors Tor spielen, wo Enrico Saccomani per Nachschuss zum 2-1 einnetzen konnte. Das Stadion stand Kopf, der EHC hatte im Powerplay binnen 42 Sekunden das Spiel gedreht. Der Rest vom ersten Drittel lieferten sich beide Teams einen packenden Schlagabtausch, allerdings ohne weiteren Treffer - es ging mit einem 2-1 für den EHC das erste Mal in die Kabine.
Im zweiten Drittel fielen zwar keine Tore, die mehr als 3.000 Zuschauer in der Franz-Siegel-Halle bekamen dennoch spektakuläres Eishockey zu sehen. Bietigheim hatte mehr vom Spiel, hatte aber vor allem in den Ecken des Freiburger Abschnitts Scheibenbesitz und kam meist nur aus den Ecken zum Abschluss. Freiburg verlegte sich aufs Kontern und hatte durch Chris Billich und einem Alleingang von Niko Linsenmaier Top-Chancen, die Führung auszubauen. Martinovic entschärfte beide Großchancen, somit ging es mit einem knappen 2-1 in den Schlussabschnitt.
Das letzte Drittel war zum Nägel kauen, mitzittern, den Atem anhalten: Bietigheim drängte auf den Ausgleich und erhöhte in der 46. Spielminute in einem Powerplay nochmal den Druck. Marcus Sommerfeld zog von der blauen Linie, die Scheibe landete auf Umwegen bei Dominic Auger, der den Abpraller an Lukas Mensator vorbei zum 2-2 im Freiburger Netz unterbringen konnte. Das Momentum lag nun bei den Gästen, die weiter mehr vom Spiel hatte und sich immer wieder im Freiburger Drittel festsetzen konnten. Der EHC verteidigte seinen Abschnitt jedoch sehr geschickt, diszipliniert und mit viel Leidenschaft. Dann kam die 50. Spielminute und ein genialer Pass des wiederum starken Marton Vas: Der Verteidiger schaltete nach Scheibeneroberung blitzschnell, schickte mit einem langen Pass Radek Duda auf der Reise, der alleine auf SInisa Martinovic zulaufen konnte. Der Stürmer schaute, entschied sich früh für den Schuss und die Scheibe sauste zum 3-2 an Martinovic vorbei in die Maschen. Riesenjubel in der FSH, aber gleich war klar: Die letzten Minuten werden es in sich haben! Bietigheim versuchte noch einmal alles und hatte durch Benjamin Zientek auch eine Top-Ausgleichschance, der Steelers-Angreifer scheiterte jedoch an Lukas Mensator. In der Schlussphase zogen die Gäste dann zwei Strafen, die Aufholjagd schien ausgebremst, doch bei einem Bully sieben Sekunden vor dem Ende im Freiburger Abschnitt hatte Bietigheim in Unterzahl - mit einem fünften Feldspieler anstelle von Martinovic - noch eine letzte Chance. Aber Freiburg gewann das Bully, die Scheibe kam zu Chris Billich, dessen Treffer ins leere Tor den Erfolg des EHC gegen den Spitzenreiter perfekt machte.
Das 4-2 gegen Bietigheim wurde anschließend ausgiebig gefeiert - noch Stunden nach Spielende hörte man rund um die FSH Fangesänge, gute Wünsche fürs neue Jahr, Jubeljuchzer und EHC-Fans, die sich gegenseitig abklatschen. Es war ein formidabler Abschluss eines tollen Jahres! Das neue Jahr beginnt dann für den EHC gleich mit dem nächsten Hit: Freiburg empfängt den Tabellenzweiten aus Frankfurt am 3. Januar, Spielbeginn in der Franz-Siegel-Halle ist um 19h30. Tickets gibt es unter https://tickets.ehcf.de.
Tore:
0-1 (02:45) Matt McKnight (Marcus Sommerfeld)
1-1 (09:25) Radek Duda (Márton Vas - 5:3)
2-1 (10:07) Enrico Saccomani (Petr Haluza - 5:4)
2-2 (45:24) Dominic Auger (Marcus Sommerfeld/Adam Borzecki - 5:4)
3-2 (49:08) Radek Duda (Márton Vas)
4-2 (59:59) Chris Billich (Empty Net)
Zuschauer: 3.032
Schiedsrichter: HSR Nicole Hertrich / LSR Markus Moser, Matthias Starke
Strafminuten: Freiburg 8, Bietigheim 14
Die Aufstellung des EHC:
51 Mensator / 94 Wölfl
10 Meyer, 92 Kästle / 43 Wittfoth, 69 Duda, 33 Haluza
86 Brückmann, 42 Vas / 22 Kunz, 9 Linsenmaier, 81 C. Billich
26 Rießle, 45 Wagner / 28 Cihak, 19 Saccomani, 67 Airich