u20 nwn kw5
29.01.2025

U20: Kunstschuss und Geniestreich

VER Selb – EHC Freiburg 1:4 (1:2, 0:1, 0:1) VER Selb – EHC Freiburg 1:2 (1:0, 0:2, 0:0)

Wenn der Erstplatzierte einer Tabelle beim Schlusslicht antritt, rechnen neutrale Betrachter in der Regel mit deutlichen Siegen des Ersteren. Der Erstplatzierte ist in diesem Fall die U20-Mannschaft des EHC, die bisher 47 Punkte und 93:56 Tore erzielte. Am Wochenende trat sie beim VER Selb, dem Tabellenletzten mit 16 Punkten und 52:91 Toren. Neutrale Betrachter durften hier zwei Schützenfeste erwarten.

Eingeweihte wissen dagegen: Die Südstaffel der DNL-3, die der EHC Freiburg anführt, ist eine ziemlich enge Kiste; je nach Tagesform kann hier jeder jeden schlagen. Außerdem müssen die Freiburger nach dem Mannheim-Galama vom 19. Januar (Spielbericht siehe dort) mehrere Wochen lang auf ihren Torjäger Paul Bechtold verzichten; der DEB hat ihm eine Sperre von sieben Spielen aufgebrummt, davon zwei zur Bewährung. Und zu guter Letzt war auch noch Niclas Hempel nicht abkömmlich, da mit den Profis unterwegs.

Also musste U20-Trainer Martin Sekera für die Partien in Selb einiges umstellen. Silas Flamm als Verteidiger und Fynn Ludwig als linker Flügel wurden in den ersten EHC-Block vorgezogen. Den zweiten Block bildeten Leichsenring/Brug/Kistner und Eggert/Kasanda. Im dritten Blick spielten Pellegrini/Miller/Mair und Ringenbach/Westphal. Zudem stand Samuel Flamm als Absicherung bereit. Das Eingewöhnen dauerte eine Weile, zumal sich die Gäste gleich mal zwei Strafzeiten leisteten und EHC-Torwart Christian Goss bei einem halben Dutzend Selber Schüsse gefordert war. Kaum vollzählig, legten die Freiburger aber ein Forechecking deluxe aufs Eis. Das Einschnüren der Selber vor deren Tor endete erst, als der Puck im selbigen einschlug; Silas Flamm hatte von der blauen Linie einen klugen Rückpass von Luis Bockstahler zum 1:0 eingeschweißt (14.).

Ein Durcheinander vor dem EHC-Tor führte dann zum Ausgleich; vier Freiburger suchten einen loose puck so lange, bis er in ihrem Tornetz zappelte (18.). Darauf antworteten die Gäste aber schon 25 Sekunden später auf angemessene Weise – mit dem erneuten Führungstreffer, erzielt von Fynn Ludwig aus sehr spitzem Winkel (19.). Auch der nächste Freiburger Tor, zum 3:1, traf die Selber wie aus heiterem Himmel; Fynn Ludwig luchste ihnen im Vorfeld die Scheibe ab, passte sofort auf Milan Schiffermüller, der sich dem Bandengedrängel aus purer Neugierde angenähert hatte, nun aber sofort abzog und den Selber Torwart im kurzen Eck düpierte (30.).

Das Schlussdrittel begann dann auf beiden Seiten mit chaotischen Angriffen; teils versuchten sich Verteidiger alleine gegen Vier durchzuwurschteln. Aus einem der vielen gewonnenen Zweikämpfe entstand dann das 4:1, mit dem die Freiburger den Deckel auf diesen Sieg machten. EHC-Verteidiger Adam Kasanda eroberte den Puck unweit des eigenen Tores und sah, dass bis auf Justin Kistner alle Freiburger wechseln wollten. Also schickte er Kistner auf die einsame Reise. Der lief allen Gegnern davon und scheiterte erst am Schoner des Selber Torwarts. Inzwischen hatte aber Rafael Brug, frisch von der Bank gekommen, Witterung aufgenommen. Er sprintete vors Selber Tor, fand unterwegs tatsächlich einen herrenlosen Puck und drückte ihn zum 4:1 über die Linie. Das war am Samstag die Entscheidung (46.).

Das Sonntagsspiel (26.01.) wurde indes zur zähen Angelegenheit. Zwar traten die Freiburger wieder dominant auf und verlagerten das Geschehen meist ins Selber Verteidungsdrittel. Richtig gute EHC-Torchancen blieben aber Mangelware, weil es spätestens dem letzten Pass oft an Präzision fehlte. Als die Gäste dann ab der 15. Minute in Unterzahl spielten, ließen sie gleich vier Gelegenheiten, sich zu befreien, ungenutzt; stattdessen schoben die Selber nach einem Rebound zum 0:1 ein (17.).

Mit Rückstand ins zweite Drittel gehen – das musste unser U20-Team bisher selten. Also begann man nun deutlich zupackender und entfaltete soviel Offensivdruck, dass die Tore fast von selbst fielen: das 1:1 durch Rafael Brugs Kunstschuss à la Draisaitl von der Grundlinie (29.), das 2:1 durch einen Geniestreich von Milan Schiffermüller: Statt behäbig von ganz hinten über Pass-Querpass-Pass aufzubauen, chippte Schiffermüller die Scheibe über alle Selber Akteure hinweg an die Hintertorbande. Fynn Ludwig war rechtzeitig durchgestartet, kam nun mühelos hinter die Selber Linien und musste den von der Bande abprallenden Puck nur noch dem verduzten Torwart durch die Hosenträger drücken (33.). Ein Stückchen für das Saisonabschluss-Video „So frech kann Eishockey sein“.

Dieses knappe Ergebnis versuchten die Hausherren noch mit letzter Energie zu drehen, doch EHC-Torwart Goss und/oder seine Vorderleute vereitelten alle Selber Bemühungen. So konnte sich der Freiburger Tross bald mit sechs Punkten – und anfangs noch bei Tageslicht – auf die 511 Kilometer lange Rückfahrt machen.

Für den EHC im Einsatz (Tore/Vorlagen): Christian Goss, Ella Gappel (n.e.) (Tor); Samuel Flamm, Janec Westphal, Rafael Brug (2/-), Fynn Ludwig (2/1), Lio Leichsenring, Leonard Glatz (-/1), Adam Kasanda (-/1), Silas Flamm (1/1), Luca Mair, Cedric Ringenbach, Edoardo Pellegrini (-/2), Justin Kistner (-/1), Michael Miller (-/1), Robin Eggert, Milan Schiffermüller (1/2), Luis Bockstahler (-/2)

Text: Toni Klein/Archivfoto: Andreas Eggert

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