U20: Neues Kapitel auf eisigen Pfoten
EHC Freiburg – VER Selb 7:6 n.V. (2:1, 2:2, 2:3, 1:0) EHC Freiburg – VER Selb 3:1 (0:0, 1:1, 2:0)
Die Geschichtsbücher des EHC-Nachwuchses werden gerade im Wochentakt um neue Kapitel ergänzt. Es ist erst zehn Tage her, da hat unsere U20 die allerersten EHC-Spiele in der DNL absolviert. Und womit? Mit Erfolg! In Landsberg hat sie Historisches vollbracht und die allerersten Auswärtssiege eingefahren.
Nun fanden die allerersten Heimspiele der DNL-Geschichte mit Freiburger Beteiligung statt, gegen den VER Selb. Und was soll man sagen? Auch diese hat die Mannschaft von EHC-Trainer Martin Sekera gewonnen. Dass sie ihren jeweils über 100 begeisterten Zuschauern dabei beste Unterhaltung bot, darf ruhig auch erwähnt werden. Besonders spektakulär war dabei die Partie am Samstagabend (05.10.), die mit einem 7:6-Sieg der Freiburger nach Verlängerung endete. Wann bekommt man das schon zu sehen: gleich 13 Tore aus dem „So geht´s“-Lehrbuch (oder „So geht´s nicht“; je nach Perspektive).
In den ersten zehn Spielminuten tasteten sich beide Gegner – deren Profi-Mannschaften jeweils Wölfe heißen – auf eisigen Pfoten heran. Dann gelang den Freiburgern der erste Beutezug: Michael Miller luchste der Gästeverteidigung mit resolutem Forechecking den Puck ab, legte zurück an die blaue Linie, wo Verteidiger Silas Flamm einen Schuss abfeuerte, den Rafael Brug vor dem Selber Goalie geschickt abfälschte – 1:0 (11. Minute).
Eine Minute später wurde die Nacht der Langen Ecken eröffnet. Hinter dem EHC-Tor eroberten Milan Schiffermüller und Niclas Hempel die Scheibe, Luis Bockstahler zog auf dem rechten Flügel auf und davon, Hempel bediente ihn mit einem 35-Meter-Pass zentimetergenau, Bockstahler lief ein paar Schritte und hämmerte dann vom rechten Bullypunkt aus den Puck ins lange Eck – 2:0 (12.).
Nachdem die Gäste per Fernschuss das 2:1 erzielt hatten (übrigens ins lange Eck), gelang ihnen im Powerplay der Ausgleich, halbhoch auf die Stockhand von EHC-Torwart Christian Goss, natürlich ins lange Eck (27.).
Die erste EHC-Welle war also neutralisiert, nun folgte die zweite Welle: Aus einem Gestocher hinter dem Selber Tor gelangte die Scheibe zu Nils Nagreli, dem frisch zurückgekehrten Torjäger früherer EHC-Jahre. Nun wühlte er sich durch das Torraum-Bollwerk der Selber, und im einzig passenden Moment fand er per Rückhand die Lücke zwischen den Hosenträgern des Gäste-Goalies – 3:2 (30.).
Der nächste EHC-Treffer war dann der erste Streich des Zauber-Duos Paul Bechtold/Niclas Hempel. Seit einem Dutzend Jahren laufen die Beiden gemeinsam auf, inzwischen sind sie im Profi-Kader angekommen. In diesem U20-Spiel nun erkannte Bechtold, dass sein Goalie Schneider einen Schuss abgewehrt und Verteidiger Hempel sich den Rebound gesichert hatte. Also schlich sich Bechtold auf leisen Kufen davon, Hempel lancierte den nächsten 35-Meter-Traumpass auf seinen Kollegen, und der netzte direttissima ein – 4:2 (31.).
Dann kam wieder das „So geht´s nicht“-Lehrbuch ins Spiel, jedenfalls aus Freiburger Sicht. Nach eigener Puckeroberung schlugen sie das Spielgerät nach vorne, wie zu Kleinfeldzeiten stürmten vier Freiburger hinterher und hatten nur noch einen Selber vor sich. Doch der blieb cool genug und schob das Spielgerät einfach zurück Richtung EHC-Tor, wo nun eine klare Selber Überzahl entstand. So mussten vier Freiburger aus der Ferne zuschauen, wie hinten das 4:3 fiel (40.). Als dann zwei Selber einen Zwei-gegen-fünf-Konter erfolgreich abschlossen, war wieder Gleichstand erreicht – 4:4 (47.).
Schon bis hierher hatte dieses Spiel viel Tempo zu bieten. Jetzt wurde High-Speed daraus: Das Duo Bechtold/Hempel drehte nämlich einen Kurzfilm für die Tiktok-Kampagne „Laufen lohnt sich“. Drei Sekunden nach einem Bullygewinn vor dem eigenen Tor waren sie dem kompletten Gästeteam entwischt und teilten sich – Pass Bechtold, Treffer Hempel – die Lorbeeren für das 5:4 (52.). Noch während sich Stadionsprecherin Silvia Kurz dem Mikro näherte, zwecks Tordurchsage, fiel aber schon das 5:5. Den Selbern reichte dafür nach dem Bullygewinn im Mittelkreis ein Pass und ein Schuss. Aus spitzem Winkel. Ins lange Eck.
Den kreativsten Moment hatte sich diese großartige Partie aber für die 56. Minute aufgespart. Das viele Auf und Ab hatte an den Kräften gezehrt, daher legte das Duo Bechtold/Hempel den Energiesparmodus ein. Für alle, bis auf einen. Nachdem die EHC-Verteidigung eine Selber Drangphase entschärft hatte, hämmerte Bechtold von der eigenen blauen Linie den Puck gegen die Bande hinterm Selber Tor. Normalerweise ist das ein unerlaubter Weitschuss. Es sei denn, dass ein Mitspieler durchgestartet ist und alle Selber Hinterleute überläuft. Genau das tat Hempel, inzwischen längst in Stürmermanier unterwegs. Er nahm den Bandenabpraller auf und schlenzte ihn, am verdutzten Gäste-Goalie vorbei, zum 6:5 ins – man ahnt es schon – lange Eck.
War´s das jetzt? Fast! Weil die Gäste den Goalie zogen und im Schlussgedränge nach Rebound noch zum 6:6 (60.) trafen, musste die Partie in die Verlängerung – auch dies ein Novum für den EHC-Nachwuchs. Hier umkreiselten die Hausherren das Selber Tor solange, bis Niclas Hempel frei zum Schuss kam, den Goalie-Schoner traf, den Abpraller aber elegant über die Linie schob. Übrigens in die kurze Ecke.
Uff – nun durften alle, inklusive der Zuschauer, erstmal durchschnaufen und sich auf dem Heimweg die verrücktesten Szenen nacherzählen.
Nach diesem epischen Duell gingen beide Teams die Sonntagspartie (06.10.) deutlich ruhiger an. Wie am Vortag war es das unermüdliche Forechecking von EHC-Center Michi Miller, das den ersten Treffer ermöglichte. Erst zwang er die Selber zu einem Fehlpass, der bei Sturmpartner Rafael Brug landete. Dann schlich sich Miller vors Tor, um Brugs Pass zum 1:0 zu verwandeln (22.).
Diesmal dauerte es lange, bis Selb der fünfte Ausgleichstreffer des Wochenendes gelang (36.). Dem folgten keine weiteren Schadensereignisse, weil die Freiburger Verteidigerpaare Niclas Hempel/Leonard Glatz, Adam Kasanda/Robin Eggert und Silas Flamm/Cedric Ringenbach gut harmonierten und die Gegner kaum noch ins Laufen kommen ließen. Falls aber doch mal einer durchbrach, war EHC-Torhüter Christian Goss zur Stelle.
Als die Partie mit 1:1 auf die Zielgerade bog, war es vor allem EHC-Torjäger Luis Bockstahler, der die letzten Reserven mobilisierte. Nach einem Wechsel war Selb noch unsortiert; also nutzte er das viele freie Eis vor sich zum Zwischensprint, wurde rechtzeitig angespielt und verzögerte von Torschuss fast bis zur Grundlinie. Dann war der großgewachsene Selber Torhüter endlich auf den Knien und eine puckgroße Lücke über seinen Schultern frei. Durch diese Lücke traf Bockstahler zum 2:1 (52.). Eine Minute später dribbelte sich Niclas Hempel durch die Gäste-Zone, fand Bockstahler in zentraler Abschluss-Position und der fackelte nicht lang – 3:1 (53.), der Schlusspunkt unter ein aufregendes U20-Wochenende.
Übrigens: für das Auswärts-Wochenende in Landsberg erhielt unsere U20 eine reichhaltige Kuchenspende von der Bäckerei Burger aus Bleibach, zum Heim-Wochenende gegen Selb spendierte der neue EHC-Caterer Grill-Fuchs aus Ihringen die Brötchen. Danke Martin Burger! Danke Udo Hildmann!
Für den EHC im Einsatz (Tore/Vorlagen): Christian Goss, Jan Plöger (n.e.) (Tor); Samuel Flamm, Rafael Brug (1/1), Niclas Hempel (3/5), Lio Leichsenring (-/1), Leonard Glatz, Adam Kasanda (-/2), Silas Flamm (-/1), Luca Mair, Cedric Ringenbach, Edoardo Pellegrini (-/1), Nils Nagreli (1/2), Michael Miller (1/1), Robin Eggert, Paul Bechtold (1/3), Milan Schiffermüller (-/1), Luis Bockstahler (3/1)
Text: Toni Klein/Foto: Andreas Eggert