u20 kw51
18.12.2024

U20: Spitzenreiterer geht´s nicht

EHC Freiburg – EV Ravensburg 6:1 (2:0, 2:1, 2:0) EV Ravensburg – EHC Freiburg 1:7 (1:1, 0:6, 0:0)

Die U20 des EHC Freiburg ist derzeit das Maß aller Dinge in der Südstaffel der DNL3. Nachdem man zuletzt den engsten Verfolger Mannheimer ERC zwei Mal besiegt hatte, zeigte die Mannschaft von EHC-Trainer Martin Sekera am vergangenen Wochenende auch gegen Ravensburg zwei Spiele am Rande der absoluten Perfektion. Die Videos davon können die 15+2 beteiligten Spieler des EHC später ihren Enkeln zeigen (falls es dann noch eine passende Technologie gibt, oder Eishockey, oder Enkel). „Opfer“ dieser perfekten Auftritte wurde der EV Ravensburg, der zuvor immerhin die Tabelle angeführt hatte – eine Führung allerdings mit einem „Ja aber-Effekt“. Vor fünf Wochen, am 2. und 3. November, hatten die Freiburger denselben Gegner schon zwei Mal bezwungen. Allerdings unterlief ihnen dabei ein dummer Fehler: der Ersatz-Torwart, der damals auf dem Spielbogen, aber keine Sekunde auf dem Eis gestanden hatte, war aus dem falschen Jahrgang. So wurden beide Partien gemäß der Statuten gewertet – mit 0:5 gegen den EHC.

Diese Scharte hat die Mannschaft nun auf das Beeindruckendste ausgewetzt. Denn sowohl am Samstag (14.12.) in der Echte-Helden-Arena als auch am Sonntag (15.12.) in Ravensburg trat der Gegner zwar wie ein würdiger Spitzenreiter auf. Die Freiburger waren aber einfach spitzenreiterer.

Das begann schon früh. Bereits im ersten Drittel boten die Gastgeber eine Leistung wie aus einem Guss. Die Treffer durch Paul Bechtold (7.) und Nils Nagreli (13.) zum 2:0 waren nur die natürliche Folge einer Flut an Torchancen. Auch Ravensburg erspielte sich beste Gelegenheiten; weil der EHC aber so aufopferungsvoll wie selten verteidigte, konnte man viele Schüsse der Gäste blocken. Das macht einem Goalie natürlich das Leben leichter; bei den Schüssen, die durchkamen, reagierte EHC-Torwart Christian Goss prächtig. Dieses Bild wiederholte sich im Mitteldrittel: Ravensburg stark, Freiburg aber fast fehlerfrei. Auch dass dem sehenswerten Tor Justin Kistners zum 3:0 (29.) im Handumdrehen der Gästetreffer zum 3:1 (29.) folgte, tat dem Elan des EHC keinen Abbruch. Pünktlich vor dem Pausentee erhöhte Bechtold auf 4:1 (40.).

Auch im Schlussdrittel blieb es ein Duell auf hohem Niveau, und dabei jederzeit fair. Die Szene des Tages war dann aber doch einer der wenigen Strafzeiten des Tages zu verdanken: Überzahl EHC, einmal ist man schon vergeblich angelaufen, nun nimmt Paul Bechtold hinterm eigenen Tor die Scheibe und viel Tempo auf, gleitet artistisch am ersten und zweiten Ravensburger vorbei, dann am dritten und vierten, verliert unterwegs zwei Mal fast die Scheibe und einmal fast die Balance, behält dann aber doch alles Wesentliche und am Ende sogar die Nerven und schießt erst, als der Gäste-Goalie bereits geschlagen am Boden liegt – 5:1 (51.), ein Tor wie ein kurzer Ballettabend.

Den Schlusspunkt setzt dann Milan Schiffermüller – und es ist bezeichnend, dass dieses Tor als einziges der Partie einem echten gegnerischen Fehler entspringt. Alle anderen Treffer waren sauber herausgespielt und ohne Glück oder Gewalt, sondern mit viel Gefühl erzielt. Nun aber hat der EHC, der gerade in Unterzahl agiert, Glück: Ein EVR-Verteidiger, der unbedrängt die Scheibe führt, rutscht einfach weg. Bechtold erobert sie, zieht den nächsten Gegner auf sich und passt genau im richtigen Moment auf Schiffermüller, der aus spitzem Winkel zum 6:1 einnetzt (53.). Sehr schön, sehr kunstvoll – und der sehr verdiente Lohn für den EHC-Kapitän, der seine letzte U20-Saison durchwachsen begonnen hatte, dann aber erkannte, dass mit diesem Team ganz Großes möglich wäre. Seither agiert Milan Schiffermüller auf dem Eis so gut und klug wie vielleicht nie zuvor.

Im Bewusstsein, am Samstag nahezu perfekt gespielt zu haben, ließen es die Freiburger am Sonntag in fremder Halle erstmal gemächlich angehen. Die Gäste verzeichneten zwar wieder viel mehr Torschüsse (7:15) und hatten allein im ersten Drittel vier Powerplays. Zustande brachten sie aber nur einen einzigen Treffer, durch Lio Leichsenring auf Vorarbeit von Robin Eggert und Justin Kistner (15.). Und selbst dieses mühsame 0:1 hatte nur kurz Bestand, dann glich Ravensburg aus (16.). Was anschließend in der Kabine los war, wollte EHC-Trainer Martin Sekera später gar nicht im Detail erzählen – nur soviel: „Ich war stinksauer.“

Also kehrten die Freiburger mit dem Wunsch, das zu ändern, aufs Eis zurück. Das Resultat: sechs phantastische Tore innerhalb der nächsten 13 Minuten. Sechs Mal schlug wieder das EHC-Quartett Hempel, Bockstahler, Schiffermüller, Bechtold zu. Sechs Gelegenheiten zum Zungenschnalzen. Sechs Tore in einem Drittel. Am Ende dieses Spielabschnitts lautete die Schussbilanz 3:21. Dem bisherigen Spitzenreiter hatten die Freiburger also ganze DREI Torschüsse erlaubt, in 20 Minuten!

Dies ist nämlich der andere Teil der Wahrheit: Damit Freiburgs Zauberquartett vorne zaubern kann, muss es den Rücken frei haben. Und diesen Job erledigen die zweite und dritte EHC-Reihe seit Wochen vorzüglich. Ein Sonderlob verdienen sich aber auch immer wieder die Verteidigerpaare Hempel/Glatz, Westphal/Eggert und Kasanda/Ringenbach. Wenn sie (und ihr Goalie Goss) weiterhin so fehlerlos agieren, scheint noch vieles möglich diese Saison. Zum Beispiel am kommenden Wochenende (21./22.12.), wenn man beim EHC Klostersee antritt. Die Klosterseer hatten Freiburgs U20-Mannschaft im April 2023 noch den Aufstieg in die DNL-3 verwehrt.

Für den EHC im Einsatz (Tore/Vorlagen): Christian Goss, Max Schneider (Tor); Samuel Flamm (-/1), Janec Westphal, Fynn Ludwig (-/2), Niclas Hempel (2/2), Lio Leichsenring (1/1), Leonard Glatz, Adam Kasanda, Silas Flamm, Cedric Ringenbach, Edoardo Pellegrini (-/1), Nils Nagreli (1/-), Justin Kistner (1/1), Robin Eggert (-/1), Paul Bechtold (5/3), Milan Schiffermüller (2/4), Luis Bockstahler (1/3)

Text: Toni Klein/Foto: Andreas Eggert

Tabelle DNL-3 (Stand 17.12.):

1  EHC Freiburg 16 Spiele/74:44 Tore/35 Punkte
2  Mannheimer ERC 16/73:50/34
3  EV Ravensburg 15/57:45/31
4  EV Weiden 15/74:58/23
5  EHC Klostersee 15/52:66/17
6  HC Landsberg Riverkings 16/53:66/17
7  EC Peiting 15/53:73/15
8  VER Selb 16/41:75/15

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