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15.10.2020

Zielwasser gesucht

U15: EHC Freiburg – Heilbronner EC 0:4 (0:0, 0:1, 0:3). / 
U15: EHC Freiburg – Schwenninger ERC 2:6 (2:2, 0:3, 0:1) //   

Ganz früher, da fing die Sportschau samstags noch um 17.48 Uhr an. Und sonntags wurde fast kein Fußball gezeigt sondern Galoppsport (Adi Furler! Köln-Weidenpesch!!) und fast immer auch Eishockey (Sportbund Rosenheim!!!). Damals, also ganz früher, sprachen Ernst Huberty und die anderen Sportschau-Titanen gerne davon, dass eine Mannschaft, deren Niederlage gerade gezeigt wurde, nicht genug Zielwasser getrunken habe.

Zielwasser, hm. Für ein Kind, das mit dieser Art von Sportschau aufwuchs, war “Zielwasser” ein unklarer Begriff. Kommt das aus dem Wasserhahn? Ist das ein Ort neben der Lausitz? Oder eine Skiabfahrt vom Schauinsland? Seit den Tagen, als die Sportschau noch Eishockey zeigte, ist viel Brühe den Rhein hinabgeflossen. Bloß das gute Zielwasser – das hat sich aus unserer heutigen Welt verdünnisiert.

Dabei gäbe es noch genug Abnehmer, falls jemand heute irgendwo ein Fass mit Zielwasser auftreiben könnte. Unsere U15 zum Beispiel könnte solch ein Fass gut gebrauchen. Am vergangenen Wochenende hatte sie gleich zwei Heimspiele, bot phasenweise gute Leistungen – doch am Schluss zerrann ihr der mögliche Erfolg zwischen den Fingern. Am Samstag (10.10.), gegen Heilbronn, konnte Trainer Peter Salmik 16+2 Spieler aufbieten. Sie rannten und rackerten, sie setzten sich oft ganze Wechsel lang vor dem Gäste-Tor fest, das von einem Heilbronner Hünen gehütet wurde. Doch so oft Niclas Hempel, oder Luis Loyal, oder Adrian Ernst, oder Nils Negreli, oder Michael Miller auch aufs gegnerische Tor schossen – immer stand der Hüne im Weg. Oder der Pfosten. Manchmal sogar der eigene Mitspieler.

Je länger das Spiel dauerte, desto mehr schlich sich das Gefühl in die Echte-Helden-Arena: Mit einem Schlückchen Zielwasser in den EHC-Flaschen würde hier ein hübscher Heimsieg herausspringen. Ohne dieses Schlückchen aber fielen den Gästen, jeweils nach EHC-Torchancen, schöne Kontermöglichkeiten auf die Kelle. Und die nutzten sie zu Toren, anfangs zögerlich (23.), gegen Ende der Partie aber konsequent (48., 54., 58.). Da half es auch nichts mehr, dass besonders EHC-Verteidiger Ben-Luca Müller so beherzt zu Werke ging wie selten zuvor: Zum ersten Mal in seiner vieljährigen Karriere brachte er es gleich auf 4 Strafzeiten.

24 Stunden später, gegen Schwenningen, merkte man der Salmik-Truppe von Anfang an den Frust über die überflüssige Niederlage vom Vortag an. Zwar ist es der SERC, der den Durchmarsch in die Bayernrunde anstrebt (falls die nicht wegen Corona abgesagt wird). Doch das erste Drittel gehörte am Sonntag (11.10.) den furchtlosen Freiburgern. Erst zimmerte EHC-Stürmer Luis Bockstahler den viel umjubelten Führungstreffer (5. Minute; Vorlagen Nils Negreli/Cedric Ringenbach). Dann legte Adrian Ernst im Powerplay sogar das 2:0 nach (7.; Cedric Ringenbach/Robin Eggert). Plötzlich wurden im A-Block, wo der Freiburger Anhang sitzt und anfeuert, Erinnerungen an die Vorsaison wach. Damals hatte der EHC die übermächtigen Schwenninger gleich zwei Mal besiegt. Mit dabei war damals auch Janne Salonen, der, kaum den Windeln entstiegen, schon in Freiburg auf Puckjagd ging. Inzwischen nach Schwenningen gewechselt, holte Salonen mit zwei Treffern innerhalb von 15 Sekunden (20.) sein früheres Team auf den Teppich zurück. Im Mitteldrittel machten die Gäste dann zügig den Sack zu – auch weil den Freiburgern nach dem frühen 2:0 wieder das fehlte, was sie schon am Samstag vermisst hatten: ein großes Fass voll Zielwasser.

Toni Klein

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