Defensivschlacht ohne glückliches Ende
Der EHC Freiburg hat das erste Spiel seiner Viertelfinalserie gegen die Kassel Huskies mit 1:2 verloren
Es war einer der bemerkenswertesten Führungstreffer, die einem Eishockey-Team gelingen können – und damit soll nicht die konkrete Entstehung des 1:0 für den EHC 29 Sekunden vor Ende des zweiten Drittels gemeint sein, sondern vielmehr der Umstand, dass es nach nahezu vollen 40 Minuten vermeintlichen Einbahnstraßen-Eishockeys tatsächlich der Mannschaft vorbehalten war, ein Tor zu schießen, die sich hauptsächlich wegen ihres überragenden Rückhalts in Person von Patrik Cerveny bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt in dieser Partie halten konnte.
Bereits in der 8. und 9. Minute war es den Schonern von Freiburgs deutsch-tschechischem Keeper – einmal dem linken bei einem Eins-auf-null, einmal dem rechten im Zuge eines Nachschusses – zu verdanken, dass dem Hauptrunden-Sieger der DEL 2 keine frühe Führung gelingen sollte. Die Mannen von Martin Stloukal reagierten auf diesen stürmischen Beginn des Gegners, indem sie defensiv vermehrt die neutrale Zone zustellten, um zumindest den Schwung aus dem Spiel der Gastgeber zu nehmen. Überschritten diese jedoch einmal die blaue Linie, vermochten sie es immer wieder, in Form langer und zehrender Angriffe die Scheibe im Wölfe-Drittel zu halten.
Freiburgs punktueller Vorstoß gegen Ende der ersten 20 Minuten sah Brady Gilmour – der heute den Vortritt vor Fabian Ilestedt erhielt – Shawn O’Donnell in einem Zwei-auf-eins in Szene setzen, das dieser mit einer missglückten Direktabnahme jedoch nicht in eine klare Torchance für seine Farben münden lassen konnte. Ein weiteres symptomatisches Bild dieses ersten Drittels ereignete sich unmittelbar nach der Pausensirene – nämlich in Form der zahlreichen Klopfer auf die Schoner von Patrik Cerveny von Seiten seiner Vorderleute für dessen überragende Leistung bis zu diesem Zeitpunkt.
Zu Beginn des Mittelabschnitts fand Kassel wieder zu seinem schwungvollen Spiel zurück und schaffte es nun immer wieder, einen relativ freistehenden Stürmer im Slot anzuspielen – Situationen, die einmal auch Leo Hafenrichter erst in scheinbar letzter Sekunde mit seinem Schläger entschärfen konnte.
Erneut gegen Ende des Spielabschnitts machten die Offensiven von Blau-Weiß-Rot auf sich aufmerksam – der gefährliche Diagonalpass von Sebastian Streu auf Nikolas Linsenmaier stellte dabei eine Vorschau auf den sich anschließenden zählbaren Erfolg des EHC dar. Dieser gelang Petr Heider dann in für dieses Spiel passender Manier aus scheinbar heiterem Himmel, als er nämlich den Puck an Freund an Feind vorbei scheinbar urplötzlich ins gegnerische Tor schlenzte. 24 Sekunden vor Ende des zweiten Drittels war dem EHC also das scheinbar Undenkbare gelungen – nämlich den bisherigen Spielverlauf ad absurdum zu führen und nach 40 Minuten mit einer Führung in die Kabine zu gehen.
Dass dieses Glück den Breisgauern jedoch nicht bis zum Ende dieses Mittwochabends hold bleiben würde, dürfte niemanden der 4316 Zuschauer in der Nordhessen-Arena überrascht haben – ein erlösendes Gefühl war den größtenteils in Weiß gekleideten Fans dann jedoch dennoch anzumerken, als Simon Thiel einen Vorstoß seines Dritte-Reihe-Centers Henri Kanninen mit dem 1:1 in der 48. Minute abschloss.
Mit ein Garant für den zwischenzeitlichen Erfolg der Wölfe war ihre Diszipliniertheit an diesem Abend gewesen – sah nämlich das gesamte Spiel über knapp 50 Minuten hinweg keinen einzigen Strafpfiff. Doch als nun in dieser scheinbar ewigen Defensivschlacht die Beine etwas schwerer wurden, musste sich dann auch der Arm eines der beiden Schiedsrichter heben. Aber auch diese zwei Minuten überstand das Rudel – musste sich dann aber knapp eine Minute später Henri Kanninen geschlagen geben, der nun seinem Assist zum Ausgleich den Game-Winner draufsetzte. Sieben Minuten vor Ende wurde somit ein bis zu diesem Zeitpunkt immer noch mögliches kleines Eishockey-Wunder für den EHC zunichte gemacht – dem es dann seinerseits in seinem einzigen Powerplay und auch in einer furiosen Schlussoffensive nicht gelang, die Partie vielleicht doch noch in eine Verlängerung zu schicken.
Vermeintliche Busbeine, in denen schon zwei Pre-Playoffspiele steckten, gaben den Wölfen in diesem Eröffnungsspiel ihrer Viertelfinalserie somit nicht den nötigen Antrieb, um gegen den ausgeruhten Ligaprimus bestehen zu können. Doch das Schöne in einer Playoffserie besteht ja bekanntlich darin, dass jedes Spiel wieder von Null beginnt – so dann auch am Freitag, 14.3., wenn in der Echte-Helden-Arena Spiel 2 der Serie ausgetragen wird.
Tore:
0:1 (39:36) Heider (O’Donnell)
1:1 (47:03) Thiel (Kanninen, Olsen)
2:1 (52:54) Kanninen (Bodnarchuk, Olsen)
Schüsse: Kassel 46 (19/12/15), Freiburg 16 (4/7/5)
Strafminuten: Kassel 2, Freiburg 2
Überzahleffizienz: Kassel 0-1, Freiburg 0-1
Schiedsrichter: Hoppe, Becker / Menz, Lamberger
Zuschauer: 4316
Aufstellung:
Cerveny (Hegmann)
Elo, Linsenmaier, Streu / Ventelä, Hempel
Billich, O‘Donnell, Gilmour / Hafenrichter, De Los Rios
Burghart, Saakyan, Miller / Neher, Heider
Tripcke, Korte, Bechtold
Foto: Jan-Malte Diekmann