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14.04.2019

Deggendorf erzwingt den Showdown

Der EHC Freiburg hat das sechste Playdown-Spiel beim Deggendorfer SC mit 1-4 verloren. Somit steht es in der entscheidenden Serie um den Klassenerhalt nun 3-3 und es kommt zum entscheidenden Spiel 7 in Freiburg.

Nach einem Deggendorfer Führungstreffer in der 11. Spielminute und Unterzahltoren auf beiden Seiten ging Spiel 6 beim Stand von 2:1 für die Gastgeber in das letzte Drittel - und spätestens dort wurde dem EHC Freiburg seine Disziplinlosigkeit am heutigen Abend (nach nur vier Strafminuten in Spiel 5) zum Verhängnis: Man kassierte das 3:1 in Unterzahl und verabschiedete sich im weiteren Verlauf des Schlussabschnitts sechs (!) weitere Male auf die Strafbank - an ein Comeback war nun kaum mehr zu denken.

Der entscheidende Faktor
20 Minuten - das war heute nicht nur die Länge eines Spielabschnitts, sondern auch die Anzahl an Strafminuten, die sich der EHC leistete. Dabei hatte Jan Melichar am Freitag nach Spiel 5 seine Mannschaft noch berechtigterweise gelobt: Seine „Gespräche … wegen Disziplin“ schienen gefruchtet zu haben - doch heute fiel man in alte Muster zurück: Der Schnitt von 19,5 Strafminuten pro Spiel aus den Spielen Eins bis Vier wurde heute sogar knapp überboten - und das ganz ohne Disziplinarstrafen, die eine solche Zahl leicht in die Höhe schrauben können: zwei Wechselfehler und acht Fouls sehen den EHC also de facto ein komplettes Drittel des Spiels auf der Strafbank verbringen.

Viele dieser Strafen (hier seien die der ersten beiden Drittel gelistet) ergaben sich obendrein nicht aus Situationen, in denen körperbetontes Spiel zwangsläufig gefordert war: Radek Havel beging ein Foul hinter dem gegnerischen Tor (20.), Jozef Balej beging eine Torhüter-Behinderung (33.) und Antti Kauppila foulte einen Gegenspieler zwar in Nähe des eigenen Tores, jedoch lediglich vier Sekunden vor Ende des zweiten Drittels.

Die Vorentscheidung
Trotz dieser hohen Frequentierung der Strafbank hatte der EHC zu Beginn des letzten Drittels noch alle Siegchancen auf seiner Seite - und die Strafenflut schien kurioserweise gar keinen unmittelbaren Einfluss auf den Spielstand zu haben; schließlich stand es nur 2:1 für Deggendorf und die Tore auf beiden Seiten, die dem Führungstreffer von Josh Brittan (11.) folgten, waren - ironischerweise - beide Unterzahltreffer.

Der Beginn der Kauppila-Strafe brachte Deggendorf nach 31 Sekunden im letzten Drittel dann jedoch die 3:1-Führung ein - und jegliche Freiburger Chancen auf ein Comeback wurden durch einen (neuen) Strafenreigen zunichte gemacht, der seinesgleichen sucht: sechs Fouls innerhalb von sieben Minuten verbauten dem EHC jegliche Chance noch einmal spielerisch gezielt in die Partie zu finden und kulminierten in Kyle Gibbons Treffer zum 4:1 bei fünf-gegen-drei.

Diese Momente brachten auch die nahezu absurd erscheinende Situation hervor, in der das Spiel aufgrund technischer Schwierigkeiten am Zeitnehmertisch zwischenzeitlich kurz unterbrochen und Freiburgs Kapitän Philipp Rießle konsultiert werden musste: Es schienen nämlich nicht alle Rückennummern der Freiburger Spieler, die sich gerade auf der Strafbank befanden, auf die Anzeigetafel zu passen - Galgenhumor für das Freiburger Gemüt in dieser schweren Spielphase.

Der Reihe nach
Gleich von Beginn an war beiden Mannschaften anzumerken, dass sie vermehrt Druck auf das gegnerische Tor machen wollten. Die größten Chancen - und auch das 1:0 für Deggendorf - entstanden auf beiden Seiten nach torgefährlichen Pässen der jeweiligen Stars dieser Serie: Josh Gibbons fand in der 3. Minute den ins Freiburger Drittel stürmenden Andrew Schembri, dem es jedoch nicht gelang mit seinem Move, Jimmy Hertel zu überwinden. Kurz darauf fand Jozef Balej Wölfe-Verteidiger Radek Havel, der nicht einfach, wie es von einem Verteidiger zu erwarten wäre, an der blauen Linie stehen blieb, sondern an den langen Pfosten durchmarschierte. Die Aktion kreierte einen Abpraller, den Josh McGowan jedoch nicht verwandeln konnte.

Der Führungstreffer für die Gastgeber entstand durch einen öffnenden Pass von Verteidiger Mathias Müller, der aus seinem eigenen Drittel heraus Josh Brittan an der blauen Linie des EHC fand. Der nach seiner Ein-Spiele-Sperre in das Deggendorfer Aufgebot zurückgekehrte Stürmer konnte daraufhin seinen eigenen Abpraller an Jimmy Hertel vorbei über die Linie befördern (11.) - der Rettungsversuch von Antti Kauppila, der die Scheibe noch vor der Linie wegkratzen wollte, kam zu spät (was der Videobeweis bestätigte).

Deggendorf machte nun wie beflügelt weiter: Andreas Gawlik (der Verteidiger unter den Gawlik-Brüdern im Deggendorfer Aufgebot) bereitete einen Tip-in-Versuch von Curtis Leinweber vor und Goldhelm Gibbons fand seinen Reihenkollegen Andrew Schembri in torgefährlicher Position (15.).

In den letzten vier Minuten des Drittels, die kaum im Fünf-gegen-fünf gespielt wurden, kam Freiburg (das zum dritten Spiel in Folge in der exakt gleichen Formation - ohne Mikyska - auflief) zunächst zu einer Chance in Überzahl, als die Scheibe über die beiden Flügeln der Powerplay-Formation - McGowan und Kauppila - lief und gefährlich bei Marc Wittfoth am langen Pfosten landete. Dann gelang dem EHC ein Tor bei eigener Unterzahl: Herm und Wittfoth liefen einen Konter, an dessen Ende sich vier Deggendorfer um die beiden EHC-Stürmer kümmerten. Dies gab Stephan Seeger die Möglichkeit, nahezu unbeachtet die blaue Linie zu überqueren, um dort von Herm angespielt zu werden und per Schlagschuss, der dann vom Torschützen Wittfoth abgefälscht wurde, das Spiel auszugleichen (19).

Das zweite Drittel war zu Beginn und gegen Ende von mehrfachen Powerplay-Sequenzen geprägt und wirkte zwischendrin wesentlich zerfahrener als die durchaus attraktiv wirkenden ersten 20 Minuten.

Der EHC erhielt in den ersten zehn Minuten des zweiten Drittels zwei Powerplays: Das erste davon nach einer Strafe gegen Andrew Schembri, der bereits ein zweites Mal in diesem Spiel in die Kühlbox wandern musste. Freiburg kam in seine Formation und konnte die Scheibe laufen lassen - zwingende Chancen waren aber Mangelware.

Zwei große Chancen - eine auf beiden Seiten - folgten jedoch unmittelbar darauf, als Tobias Kunz einen Tip-in-Versuch von Nikolas Linsenmaier vorbereitete (27.) und Andrew Gawlik mit einem Handgelenkschuss aus spitzem Winkel - mit Gibbons vor dem Tor lauernd - die Latte traf.

In Freiburgs zweitem Powerplay kassierte der EHC dann einen unglücklichen Gegentreffer zum 2:1 für Deggendorf: Bei einer Scheibe, die langsam in das Freiburger Drittel kullerte, zeigte sich Jimmy Hertel etwas unsicher in der Entscheidungsfindung, ob er sein Tor verlassen soll, um den Puck aus dem Drittel zu klären - Hertel entschied sich schließlich dazu, den Schritt in das potentiell offene Messer zu vermeiden und verblieb in seinem Tor; jedoch verlor Jozef Balej sein Laufduell gegen Curtis Leinweber, der dann Hertel überwinden konnte (31.).

Wie es auch schon im ersten Drittel der Fall gewesen war, bot auch die späte Phase des zweiten Drittels eine vierminütige Phase, in der sich Powerplays und Vier-gegen-vier-Situationen aneinander reihten - in diesem Fall jedoch ohne weiteren Treffer. Auf Seiten des EHC mussten sich hieraus resultierend jedoch zwei Spieler verletzungsbedingt in die Kabine verabschieden: Austin Cihak konnte sich, nachdem er gefoult worden war, erst lange nicht erheben und Antti Kauppila wurde unglücklich vom Schlittschuh des von ihm gefoulten Gegners im Gesicht erwischt.

Die sich hierauf anschließende Strafzeit gegen Freiburg lieferte die Vorentscheidung des Spiels, als René Röthke nach nur 31 Sekunden im Schlussabschnitt bei Fünf-gegen-vier einen Schlagschuss zum 3:1 einnetzen konnte. In den nächsten zehn Minuten ließ sich Deggendorf weit ins eigene Drittel zurückfallen und empfing die puckführenden Freiburger über Strecken hinweg gar erst an der Mittellinie. Größere Chancen ergaben sich in dieser Spielphase auf beiden Seiten durch je einen Alleingang von Josh McGowan und Dani Bindels (49.). Nun folgte der Freiburger Strafenreigen, der dem EHC jegliche Chancen auf einen Anschlusstreffer nahm und stattdessen das 4:1 für Deggendorf durch einen Schlenzer von Kyle Gibbons bei Fünf-gegen-drei zuließ (55.).

So geht’s weiter
Die Ergebnisse der bisherigen sechs Spiele in dieser Serie gleichen sich bzw. weisen ein Schema auf: zwei deutlichen Siegen (7:3 Freiburg; 6:3 Deggendorf) folgten zwei knappe Spiele (2:1 Deggendorf; 5:2 Freiburg, das nach 55 Minuten 3:2 stand), nach denen es dann wieder zwei eher einseitige Partien zu sehen gab (5:1 Freiburg; 4:1 Deggendorf). Mit anderen Worten: Nach sechs Spielen in 12 Tagen und 360 Minuten Eishockey wissen wir genauso viel wie davor - es bleibt uns also noch Spiel 7: ein einziges Spiel, das über Klassenerhalt oder Abstieg entscheidet … Dienstag, 16. April 2019, 19.30 Uhr, Franz-Siegel-Halle, Freiburg!

Tore:
1-0 (10:42) Josh Brittain (Mathias Müller, Andreas Gawlik)
1-1 (18:46) Marc Wittfoth (Jannik Herm, Stephan Seeger - SH1)
2-1 (30:05) Curtis Leinweber (Milos Vavrusa - SH1)
3-1 (40:31) René Röthke (Aaron Reinig, Kyle Gibbons - PP1)
4-1 (54:04) Kyle Gibbons (René Röthke, Dani Bindels - PP2)

Strafzeiten: Deggendorf 12, Freiburg 20
Schiedsrichter: Tony Engelmann, Carsten Lenhart / Dominic Borger, Frederick van Himbeeck
Zuschauer: 2.253

Die Freiburger Aufstellung:
Hertel (Meder)
Seeger, Brückmann / Kunz, Linsenmaier, Moser
Kauppila, Neher / Balej, McGowan, Wittfoth
Rießle, Havel / Herm, Stas, Neuert
Cihak, Saccomani, Bednar





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