PIBO2196
21.10.2018

Punktgewinn in Heilbronn - EHC unterliegt in der Verlängerung

Der EHC Freiburg hat sein Auswärtsspiel bei den Heilbronner Falken mit 6:7 nach Verlängerung verloren.

Das Spiel in einem Satz
In einem wilden, für die Zuschauer aber überaus attraktiven Eishockeyspiel, in dem es trotz insgesamt 13 erzielten Toren nie einer Mannschaft gelingt, mit mehr als einem Zähler in Führung zu gehen, unterliegen die Wölfe in Heilbronn in der Verlängerung mit 6:7.

Der Gegner
Von einem bevorstehenden "Charaktertest" für die Falken sprach eine Heilbronner Zeitung am vergangenen Wochenende, nachdem zwischenzeitlich vier Spiele in Folge verloren gegangen waren - und schlug somit einen ähnlichen Ton an wie Leos Sulak zur etwa gleichen Zeit gut 200 km südwestlich im Breisgau.
Der sportliche Absteiger der Jahre 2015 und 2016, der sich beide Male aber am grünen Tisch in der Liga halten konnte, hatte sich nämlich in der letzten Saison mit der Playoff-Qualifikation und einem nominell wesentlich besseren Kader als in den Jahren zuvor nahezu von heute auf morgen eine Siegermentalität aufgebaut, an die man in dieser Saison anknüpfen wollte.
Diese glauben die Heilbronner Falken in den letzten beiden Spielen wiedergefunden zu haben: Am vergangenen Sonntag drehte man mit einer "Charakterleistung" (so Trainer Alexander Mellitzer, obige Thematik aufgreifend) gegen die Lausitzer Füchse ein 2:5 in einen 7:6-Sieg nach Verlängerung und siegte zwei Tage vor dem Duell gegen die Wölfe mit 4:3 nach Penaltyschießen in Bad Nauheim.
Trotz dieser Punktgewinne war die Mannschaft vom Neckar nun gegen unsere Wölfe heiß, zu ihrer Kertwende endlich auch einen Sieg in 60 Minuten hinzukommen zu lassen - was ihr aber erneut nicht gelang.

Die Wölfe
"Ein spektakulärer Sieg am Freitagabend" - mit dieser Schlagzeile lassen sich die letzten vier Wochenenden der Wölfe beschreiben. Auf ein solches Hoch folgte jedoch dreimal eine bittere Niederlage am Sonntag. Dem entsprechend sind unsere Jungs mit dem Willen an den Neckar gereist, ausnahmsweise mal aller guten Dinge vier sein zu lassen und gleichzeitig erstmals in dieser Saison ein Zwei-Siege-Wochenende einzufahren.
Außerdem stand die Frage im Raum, wie sich Sulaks "Würfeln" der Sturmreihen und das Finden der zueinander passenden Trios weiterentwickeln würde: Kurz nach der Verpflichtung von Ryon Moser war es nämlich lediglich dessen Reihe um Niko Linsenmaier und Tobias Kunz, die zu Beginn eines jeden Spiels in dieser Form angekündigt war.
Diese Reihe bildete auch die Startformation der Wölfe - zu mehr als einem Punkt an einem Sonntag hat es heute Abend aber erneut nicht gereicht.

Die Taktiktafel
Freiburg spielte ein aggressiveres Forechecking als dies insbesondere in den vergangenen Auswärtsspielen der Fall gewesen war. Dadurch kreierten die Wölfe ein läuferisch dynamisches Spiel - verwickelten sich aber auch in einen offenen Schlagabtausch mit den Heilbronnern (der sich u.a. mit Justin Kirschs Alleingang durch die Freiburger Reihen zum 2:1 verbildlichen lässt).
Das Forechecking, bei dem neben dem vordersten Freiburger Stürmer zwei weitere die Heilbronner im Spielaufbau schon an deren blauer Linie begrüßten, war über Strecken zwar effizient - aber auch Teil eines Spiels, in dem - in Leos Sulaks Worten - insgesamt "viel zu viele Tore gefallen" sind.

Das Torfestival
Zwischen dem 0:1 von Nikolas Linsenmaier in der 4. Minute und dem 6:6 von Alex Miner Barron in der 57. Minute fielen die Tore am heutigen Abend nach einem ganz bestimmten Schema - nämlich im Doppelpack: Somit drehte Heilbronn seinen 0:1-Rückstand in eine 2:1-Führung, bevor dann wieder Freiburg dran war und es 2:3 stand - usw. Einzig in der Verlängerung hielt der Trend nicht an: nach dem Freiburger Ausgleich drei Minuten vor Schluss waren es dann die Falken, die in der Verlängerung siegten. Der Torreigen bringt sechs verschiedene Freiburger Torschützen hervor, während bei Heilbronn Justin Kirsch und Greg Gibson zweimal treffen.
Die Wölfe erzielen zwei ihrer drei Ausgleichstreffer direkt nach einem Bullygewinn im Angriffsdrittel (2:2, 6:6), netzten dreimal einen kurzen Pass unmittelbar vor dem Heilbronner Tor ein (0:1, 2:3, 4:4) und kamen einmal durch einen trockenen Schlenzer aus scheinbar ungefährlicher Lage von Jannik Herm zum Torerfolg (4:5).
Heilbronn scorte u.a. durch einen Alleingang (2:1), verwandelte eine 3-auf-2-Situation (3:3) und kam kurioserweise durch zwei Volley-Abnahmen aus der Luft vor dem Freiburger Tor zum Erfolg (4:3, 5:5).

Die Schlüsselmomente
Zehn Minuten vor Schluss begann das Spiel praktisch wieder bei Null - bzw. bei 5:5 - und fand durch drei Powerplaysituation zu einer Entscheidung. Nach dem 6:5 für Heilbronn zieht Tobias Kunz mit einer gefährlichen Aktion vor dem Heilbronner Tor eine Strafe wegen Hakens. Das Powerplay nutzten die Wölfe in Form einer Direktabnahme durch Alex Miner Barron auf Vorlage von Radek Havel unmittelbar nach Beginn der Strafe und nach dem direkten Bullygewinn im Heilbronner Drittel zum 6:6-Ausgleich in der 57. Minute.
Eine Minute später zieht dann aber Dennis Meyer einem Heilbronner Angreifer in weitaus wenig gefährlicherer Situation im Freiburger Drittel die Beine weg. Diese Strafzeit läuft noch in der Verlängerung weiter und kreiert somit ein gefährliches Vier-gegen-drei-Powerplay, in dem die Heilbronner nur 37 Sekunden der Overtime benötigen, um sich per Direktabnahme den Extrapunkt zu sichern.

Nemec vs. "der eine Block"
Nach dem Spiel hob Leos Sulak v.a. die "sehr starke" erste Sturmreihe der Heilbronner um Goldhelm Roope Ranta hervor, der bisher in dieser Saison mit seinen elf Treffern im Schnitt pro Spiel ein Tor erzielt hatte. Diese war am heutigen Abend stets gefährlich und hat mit Greg Gibson einen der beiden Doppeltorschützen vorzuweisen.
Das zweite Drittel, innerhalb dessen sich der Spielstand von 2:2 auf 4:4 veränderte, sah u.a. drei Großchancen dieser Reihe, die Matthias Nemec allesamt vereitelte und dafür sorgte, dass die Wölfe im Spiel blieben: Darunter fielen zwei Schlenzer von Gibson, von denen einer noch von Neher abgefälscht worden war, und zwei Pässe des Kanadiers auf Goldhelm Ranta und Kevin Lavallée in Überzahl, die der Freiburger Goalie halten musste.

Drei Highlights des Spiels - ganz ohne Eishockeyschläger
Drei Highlights das Spiels ereigneten sich im zweiten Drittel ohne Zutun eines Stocks: Einmal gelang Mason Baptista per fußballerähnlichem Hackentrick ein befreiender Pass aus dem Freiburger Drittel, woraufhin er mit einem Stock, den er dann zwischenzeitlich von der Freiburger Bank erhalten hatte, in der gleichen Spielsequenz eine Torchance kreiert.
Das 4:3 für Heilbronn wurde erst nach Videobeweis als gültig gegeben, nachdem ein Lob-Pass durch den Freiburger Torraum und die darauf folgende Direktabnahme erst durch einen Freiburger Schlittschuh ins Tor gefunden hatte.
Und dann das turbulente Ende dieses Drittels: Freiburg erhält ein Powerplay nach einem Bandencheck, auf den hin sich Radek Havel den Heilbronner Foulspieler Markus Eberhardt schnappt und die Fäuste sprechen lässt. Die den Konventionen des Eishockeys folgend logische Aktion Havels erntete natürlich Pfiffe vom Heilbronner Publikum - aber auch tosenden Jubel von der Freiburger Bank. (Und um dann doch wieder das eigentliche Spielgerät dieser Sportart zur Geltung kommen zu lassen: In dem hieraus resultierenden Freiburger Powerplay fiel dann das 4:4 - 16 Sekunden vor Ende des zweiten Spielabschnitts - als Ryan Moser goldrichtig stand und den zweiten gefährlichen Pass in dieser Sequenz von Tobias Kunz einnetzte.)

Sulak sagt's
"Sechs Tore auswärts - da muss man mit drei Punkten heimgehen."
Dass für Sulaks Geschmack "viel zu viele Tore gefallen" sind, wurde oben schon hervorgehoben - den Freiburger Trainer ließ diese Thematik aber nicht los; schließlich war es ein für Wölfe-Verhältnisse untypisches Spiel. Entsprechend wird es interessant zu beobachten sein, ob der EHC nun in den nächsten Wochen zu einem defensiv orientiert(er)en Spiel zurückfinden wird.
Das nächste Spiel führt den EHC auf fast die exakt gleiche Strecke in den Norden Baden-Württembergs: Nur unweit südlich von Heilbronn kommt es zum nächsten Derby gegen Bietigheim (Freitag, 26.10., 20.00 Uhr), bevor dann am Sonntag, 28.10. um 18.30 Uhr die Lausitzer Füchse, die bis zur vorherigen Woche noch an der Tabellenspitze der Liga gestanden hatten, zu Gast in der Franz-Siegel-Halle sind.

Tore:
0-1 (03:54) Nikolas Linsenmaier (Ryon Moser) 
1-1 (04:51) Greg Gibson (Roope Ranta, Corey Mapes)
2-1 (07:50) Justin Kirsch
2-2 (12:36) Enrico Saccomani (Christian Neuert)
2-3 (21:06) Sergej Stas (Jannik Herm, Radek Havel)
3-3 (26:20) Greg Gibson (Roope Ranta, Derek Damon)
4-3 (35:26) Justin Kirsch (Brad Ross, Kevin Lavallée)
4-4 (39:44) Ryon Moser (Tobias Kunz, Dennis Meyer - 5:4)
4-5 (41:45) Jannik Herm (Sergej Stas, Marc Wittfoth)
5-5 (49:02) Kevin Lavallée (Brad Ross, Corey Mapes)
6-5 (55:46) Kevin Lavallée (Derek Damon, Roope Ranta - 5:4)
6-6 (56:46) Alex Miner Barron (Radek Havel, Marc Wittfoth - 5:4)
7-6 (60:37) Justin Kirsch (Roope Ranta, Kevin Lavallée - 4:3)

Strafzeiten: Heilbronn 22, Freiburg 26  
Schiedsrichter: Marcus Brill, Nicole Hertrich / Chris van Grinsven, Nick Verbruggen
Zuschauer: 1.326

Die Freiburger Aufstellung:
Nemec (Hertel)
Brückmann,  Meyer / Kunz, Linsenmaier, Moser
Miner Barron, Havel / Wittfoth, Stas, Herm
Neher, Rießle / Neuert, Baptista, Saccomani
Bauhof / Seeger, Bräuner, Cihak

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