Punktgewinn trotz 42 Horrorsekunden
Der EHC Freiburg hat sein Heimspiel gegen den EC Bad Nauheim mit 5:6 in der Verlängerung verloren
Die gegenüber dem Auswärtsspiel zwei Tage zuvor läuferisch sichtlich besser auftretenden Wölfe bescherten am Sonntagabend den über 2000 Zuschauern in der Echte-Helden-Arena ein intensives und engagiertes Spiel, in dem sie dann jedoch zur Mitte der Partie binnen 42 Sekunden ihre nur scheinbar komfortabel wirkende Führung von 3:1 in einen 3:4-Rückstand dahinschwinden sahen.
Insbesondere vor dieser Spielphase zeigte sich der EHC jedoch als die spielbestimmendere Mannschaft, der es – in den Worten ihres Cheftrainers Timo Saarikosi – gemessen an den Chancen gut und gerne hätte gelingen können, mit einem noch höheren Vorsprung in die zweite Spielhälfte zu gehen.
Schon früh im Spiel (4. Spielminute) etablierte Parker Bowles mit seiner Scheibeneroberung hinter dem gegnerischen Tor und der von ihm dadurch eingeleiteten Torchance den beherzten Ton des Spiels von Blau-Weiß-Rot an diesem Eishockeyabend. Denn auch eine weitere Chance von Dante Hahn auf Vorlage von Nick Masters (11.) war dem Umstand zu verdanken, dass Sameli Ventelä den Puck beherzt im Angriffsdrittel gehalten hatte. So sollte es nicht überraschen, dass die verdiente Führung für den EHC durch Ludwig Nirschl (1:0, 16.) ebenfalls auf eine Scheibeneroberung – nämlich von Simon Danner – zurückzuführen war.
Auch nachdem sich die Wölfe gleich zu Beginn des zweiten Drittels durch einen tiefen Pass auf Nauheims Goldhelm Taylor Vause kalt erwischen ließen (1:1, 22.), blieben die Mannen von Timo Saarikosi klar am Drücker und ließen sich von diesem Dämpfer nicht beeindrucken. Vielmehr setzten sie diesem bis zur Mitte des Spiels ihrerseits zwei Tore entgegen und gingen durch einen Treffer von Nikolas Linsenmaier (2:1, 25.), der mitunter auf die gute körperliche Arbeit von Parker Bowles am gegnerischen Torraum zurückzuführen war, und ein von Konstantin Bongers durch dessen eigene Puckeroberung hart erkämpftes Tor mit 3:1 in Führung (29.).
Nun folgten jedoch die „42 black seconds“, wie sie von Timo Saarikosi nach dem Spiel tituliert wurden. Durch einen Schlenzer an den kurzen Pfosten, der seinen Weg unglücklich an Luis Benzing vorbeifand (3:2, 36.), eine Einzelaktion von Fabian Herrmann, mit der er sich 19 Sekunden danach durch die Wölfe-Verteidigung schlängelte (3:3, 36.) und einem Schlenzer von der blauen Linie, der weitere 23 Sekunden später ebenso an „Freund und Feind“ vorbeizog (3:4, 37.) erlebte der EHC den bildlichen Nackenschlag aller Nackenschläge – von dem er sich dann jedoch im letzten Drittel erneut erholen sollte.
Parker Bowles und Viktor Buchner setzten zu Beginn des Schlussabschnitts einen ersten Akzent in Richtung erneuter Gegenwehr (43.), bevor dann Sameli Ventelä durch einen Schlenzer an dem effizient am Torraum platzierten Chris Billich vorbei mit dem zweiten von drei Powerplaytreffern des EHC an diesem Eishockeyabend den dritten Ausgleich der Partie – aber ersten für den EHC – herbeiführte (4:4, 47.).
Beide Teams setzten in der Schlussphase ihr von beiden Cheftrainern so tituliertes „Spiel der ‚Momentum-Swings‘“ fort und tauschten erneut Tore aus. Zunächst war es den Gästen vorbehalten, ihre zweite Führung des Spiels zu erzielen, indem Ex-Wolf Kevin Orendorz zum 4:5 einnetzte (56.), bevor dann jedoch Calvin Pokorny, wie auch schon beim Ausgleichstreffer zuvor, in Überzahl per Schlenzer durch Vorarbeit von Billich – diesmal auch auf dem Scoresheet, nämlich per Assist durch einen öffnenden Pass – keine zwei Minuten später zum 5:5 traf (58.).
Die sich anschließende Verlängerung fand nach eineinhalb Minuten durch einen fulminanten Chancenaustausch der beiden Goldhelme – jeweils per Konter – ihr relativ schnelles Ende. War auf der einen Seite noch Parker Bowles entscheidend an seinem Abschluss gestört worden, so gelang es Nauheims Topscorer Taylor Vause mit seinem zweiten Treffer des Spiels, dem EHC zwei Punkte zu entrinnen (5:6, 62.).
Dieser Spielverlauf birgt nun für den EHC eine gewisse Herausforderung: Läuferisch verbessert, spielerisch engagiert und durch ein überzeugendes Powerplay (drei Überzahltore) in nahezu allen Facetten des Spiels stark auftretend, ging man dennoch mit nur einem Punkt nach Hause und schrammte mitunter sogar an einer Niederlage nach 60 Minuten vorbei. Ob es gelingen wird, an diese spielerische Leistung anzuknüpfen und gleichzeitig Momente wie im Mittelabschnitt zu vermeiden, die einem binnen kürzester Zeit das komplette Spiel kosten können, wird sich am kommenden Wochenende zeigen. Dann tritt der EHC-Tross zunächst am Freitag seine längste Auswärtsfahrt, nämlich nach Weißwasser, an, bevor am Sonntag, 5.11. um 18.30 Uhr ein weiterer Ligakonkurrent aus Sachsen, die Eispiraten Crimmitschau, in der Echte-Helden-Arena zu Gast sein wird.
Tore:
1:0 (15:08) Nirschl (Bowles, Danner) – PP1
1:1 (21:55) Vause (Schmidt, Fischer)
2:1 (24:42) Linsenmaier (Gretz, Nirschl)
3:1 (28:54) Bongers (Danner, Hon)
3:2 (35:18) Hickmott (Orendorz, Coffman)
3:3 (35:37) Herrmann
3:4 (36:00) Weiß (El-Sayed, Dersch)
4:4 (46:25) Ventelä (Hahn, Billich) – PP1
4:5 (55:41) Orendorz (Coffman)
5:5 (57:24) Pokorny (Billich, Master) – PP1
5:6 (61:26) Vause (Orendorz)
Schüsse: Freiburg 29 (7/11/11/0), Bad Nauheim 23 (4/13/5/1)
Strafen/Strafminuten: Freiburg 2/4, Bad Nauheim 7/14
Überzahleffizienz: Freiburg 3-6, Bad Bauheim 0-1
Schiedsrichter: Brill, Kapzan / Menz, Pfeifer
Zuschauer: 2113
Aufstellung:
Benzing (Zabolotny)
Nirschl, Linsenmaier, Bowles / De Los Rios, Pokorny
Hahn, Master, Billich / Ventelä, Neher
Buchner, Klos, Makuzki / Wachter, Gretz
Danner, Hon, Bongers