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17.03.2019

Zweites Spiel, zweiter Sieg - Freiburg gewinnt Overtime-Krimi

Der EHC Freiburg hat das zweite Playdown-Spiel gegen die Tölzer Löwen mit 3-2 nach Verlängerung gewonnen und führt nun in der Best-of-Seven-Serie mit 2-0.

In einem von aggressivem Forechecking geprägten Spiel, das im zweiten Drittel innerhalb von sieben Minuten drei Tore fallen sieht, gewinnt der EHC Freiburg dank zweier Treffer von Jozef Balej mit 3:2 in der Verlängerung und führt nun seine Playdown-Serie gegen Bad Tölz mit 2:0 an.
 
Der Wolf des Abends: Doppeltorschütze Jozef Balej
 
Wer in einem 3:2-Sieg zwei Tore schießt, von denen das eine einer frühen offensiven Drangphase des Gegners entgegenwirkt und das andere in der Verlängerung den Sieg beschert, stellt eine offensichtliche Wahl für den Spieler des Tages dar. Doch es waren nicht nur seine Tore, sondern sein ganzes Auftreten mit seinem permanent vorhandenen Zug zum gegnerischen Tor, das Jozef Balej heute herausstechen ließ – „Balej … was a man today!“, so die simplen, aber anerkennenden Worte des gegnerischen Trainers, Scott Beattie, über den Freiburger Stürmer.
 
Außerdem brachte Balej im dritten Drittel während des letzten der drei Freiburger Überzahlspiele Schwung in das Powerplay der Wölfe, den dieses in seinen bisherigen Auftritten in dieser Serie hatte vermissen lassen (schon ab dem zweiten Powerplay schickte Jan Melichar am heutigen Abend bei Fünf-gegen-vier ausschließlich die Formation Balej, Brückmann, Linsenmaier, Moser, Kunz aufs Eis.
 
Die Freiburger Aufstellung
 
Josef Mikyska gab heute sein Playdown-Debüt für den EHC und stürmte mit Sergej Stas und Jannik Herm in einer Reihe, was Enrico Saccomani in die vierte Reihe und Jan Bednar zurück in die Defensive beförderte – er ersetzte dort Antti Kauppila, der heute nicht im Kader stand. Ironischerweise war es eine Offensivaktion von Jan Bednar, die den Freiburger Siegtreffer einleitete: Seinem Zug auf das gegnerische Tor (und dem hieraus resultierenden Assist) war es nämlich zu verdanken, dass Jozef Balej in der 67. Minute zum 3:2 einnetzen konnte. Vielleicht auch mit einem Augenzwinkern gegenüber diesem Szenario blickte Jan Melichar positiv auf Bednars Leistung als Stürmer am Freitagabend zurück: „Ich wusste von Day One, dass Bednar ein guter Stürmer ist“, so der Freiburger Cheftrainer.
 
Die Taktiktafel
 
Das taktische Moment, das das Spiel von Beginn an prägte, war das aggressive Forechecking auf beiden Seiten: Während auch der EHC offener agierte als noch am Freitag, setzten die Bad Tölzer noch eine Schippe drauf: Wenn sich die Löwen nicht gerade zu einem Reihenwechsel begaben, empfingen gleich zwei ihrer Stürmer die Wölfe vor deren eigenem Tor. Allerdings gelang es den Freiburger Verteidigern immer wieder (mit wenigen Ausnahmen; s.u.) eine Anspielstation an der eigenen blauen Linie zu finden, um somit die Scheibe sicher aus dem eigenen Drittel zu befördern.
 
Der Reihe nach
 
Das Spiel begann nach 21 Sekunden mit einem Powerplay für den EHC, in dem die Wölfe jedoch einzig durch zwei Aktionen von Josef Mikyska – nämlich durch einen Schlagschuss und eine Vorlage auf Jannik Herm – zu Chancen kamen.

Es folgte die oben erwähnte Phase des aggressiven Forecheckings – aber auch sicheren Spielaufbaus. Einzig in einer kurzen Phase ab der 10. Spielminute gelangen den Gästen jedoch Puckgewinne im Mitteldrittel, die zu gefährlichen Situationen führten: Eine resultierte darin, dass Jordan Hickmott um das Tor von Jimmy Hertel kurven konnte, während das kurze Eck durch ein Gewusel um den Torraum herum für einen Bauerntrick offen blieb – die Scheibe landete aber an einem Schlittschuh und wurde schließlich von Jimmy Hertel entschärft (10. Spielminute).
 
Kurz darauf kam es dann auf der anderen Seite zur Freiburger Führung – und das durch einen Treffer, dessen Vorarbeit die Assist-Statistik nicht hinreichend wiedergeben kann: Bei angezeigter Strafe gelang es nämlich Philipp Rießle, die frei liegende Scheibe im Angriffsdrittel in Besitz zu bringen und somit den für Bad Tölz rettenden Pfiff des Schiedsrichter zu vermeiden. Dort kursierte der Puck dann von Tobias Kunz auf Nikolas Linsenmaier, dessen leicht geblockter Schlagschuss Jozef Balej zur Vorarbeit zum 1:0 diente (11.).
 
Überhaupt war Philipp Rießle in gewisser Weise der Freiburger Akteur der ersten zwanzig Minuten – zumindest dahingehend, dass er durch sein Defensivspiel wie niemand anderer den Kampfgeist von Playoff-Eishockey verkörperte: Zweimal versuchte er Kopf voraus einen Tölzer Schuss zu blocken (6./20.), was ihm in der Schlussminute des Drittels schließlich gelang; und mit der Schlusssirene zeigte er dann, dass er auch mit den Füßen voraus springend mit seinem Körper Torschüsse des Gegners verhindern kann – Aktionen, die ihm vor dem Gang in die Kabine erst einmal einen anerkennenden Handschlag von Nikolas Linsenmaier einbrachten.
 
Das zweite Drittel sah früh den Ausgleichstreffer für Bad Tölz (22.) und aber auch einen Doppelschlag mit Toren auf beiden Seiten, der den ausgeglichenen Spielstand wiederherstellte. Zu Beginn des Drittels gelang es Bad Tölz, sich öfters im Freiburger Drittel festzusetzen: So sorgten eine Passstafette mit einem Schlagschuss von Florian Strobel (22.) und ein trockener Schlenzer von Johannes Sedlmayr an den Freiburger Verteidigern vorbei ins kurze Eck von Jimmy Hertel (28.) für Tölzer Tore aus Spielsequenzen, die sich über einen längeren Zeitraum hinweg im Freiburger Drittel abspielten.
 
Der Freiburger Ausgleich zum 2:2 resultierte aus einem Konter mit einem Schuss von Tobias Kunz, dessen Abpraller dem mitstürmenden Ryon Moser am langen Pfosten vor die Schlittschuhe fiel. Dieser schaffte es reaktionsschnell, noch seinen Schläger an die Scheibe zu bekommen und diese somit regelkonform ins Tor zu befördern (29.).
 
Das einzige Powerplay des zweiten Drittels (31.-33.) wurde komplett von der Formation Brückmann, Balej und der ersten Sturmreihe bestritten. Eine große Chance gab es aber erst mit auslaufender Powerplay-Zeit, als sich Josef Mikyska ein Herz nahm und per Schlenzer die Scheibe aufs Tor brachte – davor war es ein Tölzer Konter in Unterzahl gewesen, der in dieser zweiminütigen Phase am ehesten die Führung für eine der Mannschaften herbeigebracht hätte.
 
Im eigenen Verteidigungsdrittel gelangen den EHC-Akteuren in diesem Spielabschnitt gefühlt weniger geblockte Schüsse als in den ersten zwanzig Minuten, was sich auch die Schussstatistik wiederspiegelte: Nach nur acht Tölzer Schüssen im ersten Drittel, fanden im zweiten deren 15 den Weg aufs Freiburger Tor. Folglich musste Jimmy Hertel öfters zur Stelle sein: und das – hier exemplarisch hervorgehoben – sowohl mit der Stockseite (24.) als auch mit der Fanghand (35.)
 
Im dritten Drittel wirkte das Spiel zwischenzeitlich wie der offene Schlagabtausch, den eine Partie mit solch offensiv agierenden Mannschaften nahelegen würde: Auf Freiburger Seite kamen die Chancen v.a. durch Schlenzer von McGowan (41./58.), einen Puckgewinn von Mikyska hinter dem gegnerischen Tor und seinem sich anschließendem Bauerntrickversuch, sowie einem direkt darauf folgenden Schlagschuss von Sergej Stas (45.).
 
Für Bad Tölz hatte in dieser Spielphase einmal Andreas Pauli (drei Tore in vier Spielen gegen den EHC in der Hauptrunde) den Führungstreffer auf dem Schläger, als er nach einem Abpraller von der Bande hinter dem Tor ein halbleeres Freiburger Gehäuse vor sich sah (43.). Noch brenzliger wurde es drei Minuten später, als Philipp Schlager den Puck tatsächlich durch einen vermeintlichen Nachschuss seines eigenen Schlenzers über die Torlinie beförderte – doch der Schiedsrichter entschied korrekterweise darauf, dass sich der Puck schon in sicherem Gewahrsam von Jimmy Hertel befand; Schlagers Nachstochern führte also kein gültiges Tor herbei (46.).
 
Nachdem Ryon Moser in der 49. Minute in einem Solo-Konter gegen drei Bad Tölzer eine Strafe wegen Beinstellens gezogen hatte, begannen – bevor er später zum Matchwinner avancieren sollte – die „Minuten des Jozef Balej“: Im hierauf folgenden Powerplay feuerte er nämlich viermal aufs Bad Tölzer Tor – einmal war der Winkel etwas spitz und einmal wurde sein Schuss waghalsig geblockt; einer resultierte jedoch in einem Abpraller, bei dem Tobias Kunz am langen Pfosten goldrichtig stand, jedoch nicht zur Führung einnetzen konnte. Balejs Bestrebungen endeten jedoch nicht mit Ablauf der Überzahlzeit: Schuss Nummer Fünf folgte als bald; der Spielstand blieb jedoch 2:2. Ben Meisner, der Torhüter der Löwen, der im letzten Saisonspiel aufgrund einer Verletzung, die er sich gegen den EHC zugezogen hatte, hatte pausieren müssen, hielt seine Farben dabei entscheidend im Spiel.
 
Was die Bad Tölzer Offensivbestrebungen im Schlussabschnitt angeht – in dem Cheftrainer Scott Beattie eine „sehr, sehr gute Leistung“ seiner Mannschaft gesehen habe –, bleibt jedoch zusammenfassend festzuhalten, dass Jimmy Hertel zwischenzeitlich zwar unter Dauerbeschuss stand, die Löwen jedoch hauptsächlich in Form von Schlenzern statt Schlagschüssen ihr Glück suchten – und diese hauptsächlich direkt auf den Körper des Freiburger Schlussmannes gingen.
 
In der Verlängerung sahen die 2509 Zuschauer in der Franz-Siegel-Halle hauptsächlich Chancen von Seiten der Gäste – aber auch eine verpasste Großchance, als Tobias Kunz während eines Tölzer Wechselfehlers allein an der blauen Linie stehend nur ungenau angespielt wurde. Trotz der Überlegenheit der Gäste – und das passiere, so Beattie, im Eishockey eben ständig – gelang der entscheidende Treffer den Freiburgern: Nach einer der ersten Offensivaktionen des heute wieder als Verteidiger auflaufenden Jan Bednar, der mit einem aggressiven Zug zum gegnerischen Tor Jozef Balej anspielte, traf dieser zum 3:2-Endstand – die Bezeichnung „Sudden Death“ traf in diesem Fall aus Tölzer Sicht in Anbetracht des Spielverlaufs in den sieben Minuten der Verlängerung besonders zu.
 
Was das Spiel für die Serie bedeutet
 
Es war ein Spiel, das – teilweise im wahrsten Sinne des Wortes – auf die Knochen ging. Passenderweise dürfen sich die Mannschaften nun in die längste spielfreie Phase begeben, die es in dieser Serie geben wird: Bevor nämlich im Zwei-Tage-Rhythmus weitergespielt wird, findet das nächste Spiel im gewohnten Saisonrhythmus am Freitag (22. März) statt. Beide Trainer geben ihren Mannschaften einen Tag frei, bevor man sich am Dienstag jeweils wieder zum Training auf dem Eis sehen wird.
 
Spiel 3 am Freitag um 19.30 Uhr in Bad Tölz wird in Anbetracht der 2:0-Führung der Wölfe wegweisenden Charakter haben. Um jedoch zu verhindern, dass seine Jungs zu weit nach vorne blicken und dabei vielleicht Aufgaben ganz konkreter Art vernachlässigen, legte Jan Melichar erneut die in dieser Saisonphase so gängige, aber auch wichtige Rhetorik an den Tag: Man habe (erneut) „die Schlacht gewonnen, aber noch nicht den Krieg“. Seine Aufgabe sei es nun, seine Mannschaft „mit beiden Füßen auf dem Boden zu halten“. Doch zumindest als Fan darf man auch schon einmal weiterdenken: 3:0 und somit „Matchball“ Freiburg?! Oder doch nur die knappste aller Serienführungen mit 2:1? ... Von Spiel 3 hängt viel ab!

Tore:
1-0 (10:46) Jozef Balej (Nikolas Linsenmaier, Tobias Kunz)
1-1 (21:13) Florian Strobl (Andreas Schwarz, Tom Horschel)
1-2 (27:18) Johannes Sedlmayr (Tyler Gron, Jordan Hickmott)
2-2 (28:08) Ryon Moser (Tobias Kunz, Nikolas Linsenmaier)
3-2 (67:10) Jozef Balej (Jan Bednar, Brad McGowan)

Strafzeiten: Freiburg 2, Bad Tölz 6
Schiedsrichter: Kevin Salewski, Volker Westhaus / Lisa Linnek, Tobias Züchner
Zuschauer: 2.509

Die Freiburger Aufstellung:
Hertel (Meder)
Seeger, Brückmann / Kunz, Linsenmaier, Moser
Havel, Neher / Balej, McGowan, Wittfoth
Bednar, Rießle / Herm, Stas, Mikyska
Cihak, Neuert, Saccomani

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