EC Bad Nauheim - EHC Freiburg 3-4 n.P.

Eigentlich müsste man am Ende dem verlorenen Punkt hinterher trauern. Aber nach dem Sieg im Penaltyschießen beim EC Bad Nauheim war die Stimmung unter den mitgereisten EHC-Fans wieder bestens, im Sonderzug wurde gefeiert, gesungen und auf den Auswärtssieg angestoßen. Mit einer Strafzeitenflut gegen Freiburg und dem Ausgleich in der Schlussminute hatte der EHC noch sicher geglaubte drei Punkte hergegeben - aber schließlich zwei davon doch noch gerettet. Aber der Reihe nach.

Mit dem dritten Sonderzug der EHC-Geschichte hatten sich rund 300 Freiburger Eishockeyfans auf den Weg in die Wetterau gemacht, um ihr Team beim Auswärtsspiel beim EC Bad Nauheim zu unterstützen. Wer wollte, konnte auf der dreistündigen Hinfahrt im Partywagen seine Stimme schon etwas aufwärmen, anschließend wurden dann auf dem Weg vom Nauheimer Bahnhof ans Stadion den Anwohnern die aktuellen Nordkurven-Hits vorgestellt. Die Stimmung im Stadion war bestens, insbesondere im Gästeblock, allerdings war der erste Jubel nach Spielbeginn den heimischen Fans vergönnt. In der 5. Minute bezwang Joel Keussen mit einem flachen, aber harten Schuss Jonathan Boutin zum 1-0 für die roten Teufel. Der EHC ließ sich jedoch nicht von seiner Linie abbringen, baute auf eine stabile Abwehr und gezielte Konter auf das von Felix Bick gehütete Nauheimer Tor. In der 8. Minute führte einer dieser Angriffe zum Ausgleich, Adam Schusser hatte von der blauen Linie abgezogen, Petr Haluza geschickt den Schläger in die Schussbahn gehalten und zum 1-1 ausgeglichen. Nur zwei Minuten später war es erneut die Reihe mit Jannik Herm, Petr Haluza und Ondrej Svanhal (der diesmal den Platz von David Vrbata eingenommen hatte), die sich in die EHC-Torschützenliste eintragen konnte. Herm hatte abgezogen, Bick ließ die Scheibe nach vorne abprallen und Gastspieler Svanhal staubte zum 2-1 für Freiburg ab. Mit diesem Stand ging es auch in die Pause, weil Freiburg die Abwehrarbeit im eigenen Abschnitt fehlerlos erledigte.

Im zweiten Drittel erhöhte Freiburg auf 3-1, an Alex Brückmanns Schuss aus der Distanz war Bick zwar noch irgendwie dran, aber die Scheibe kullerte am Ende doch in Zeitlupe über die Linie. Die Zeit bis zu den letzten beiden Spielminuten lässt sich anschließend in wenigen Sätzen zusammen fassen: Der EHC verteidigte mit viel Leidenschaft, beginn nur wenige Fouls und stand sicher in der Defensive. Auf der anderen Seite fand Bad Nauheim kein Rezept gegen die Freiburger Abwehrbox, spielte die Scheibe meist tief, eroberte sie hinter dem Tor und suchte vergeblich einen Abnehmer im Slot. Die Nauheimer Schüsse von der blauen Linie konnte Jonathan Boutin sicher entschärfen, und so verloren sich die Angriffe der Hausherren irgendwo im Schlägergewirr in der Freiburger Hälfte. Bis eben die Schlussminuten anbrachen, in denen nacheinander Adam Schusser und Petr Haluza in die Kühlbox wanderten. Zudem nahmen die roten Teufel ihren Keeper zugunsten eines weiteren Feldspielers vom Eis, und mit sechs gegen drei Feldspielern gelang zunächst Kyle Helms der Anschlusstreffer. Als 12 Sekunden vor Schluss Vitalij Aab den Ausgleich erzielte (Boutin war die Sicht versperrt), nutzen alle Proteste von Kapitän Philip Rießle bei Schiedsrichter Marc-André Naust nichts - es tatsächlich ging in die Verlängerung.

Die Köpfe der Fans hingen tief, die EHC-Cracks waren stinksauer, das Nauheimer Publikum war plötzlich hellwach. Doch gegen das Momentum der Hausherren konnte Freiburg in der Overtime zurück zu alter Defensivstärke finden. Die Verlängerung endete schließlich torlos, es ging ins Penaltyschießen. Nach Fehlversuchen auf beiden Seiten traf zunächst Bad Nauheim mit dem letzten Schützen Nick Dineen, Marc Wittfoth musste als für Freiburg verwandeln - und setzte die Scheibe eiskalt unter die Latte. Weiter ging's eins gegen eins, EHC-Coach Leos Sulak ließ zuerst nicht wieder seinen Torschützen Wittfoth antreten, sondern setzte auf Petr Haluza - der sicher verwandelte. Bad Nauheim hingegen schickte erneut seinen einzigen Penaltytorschützen Dienen, doch diesmal blieb Jonathan Boutin Sieger dieses Duells. "Boooooots" schallte es aus dem Freiburger Fanblock, bei dem der Jubel nach dem gewonnen Zusatzpunkt keine Grenzen kannte. Vergessen der Ausgleich kurz vor Schluss, der zweite Auswärtssieg der Saison, erneut in Bad Nauheim, wurde ausgiebig gefeiert. Und die Rückfahrt im Sonderzug bot noch viel Gelegenheit, Szenen des Spiels zu diskutieren, zu singen und den Tag mit dem ein oder anderen Sponsorengetränk ausklingen zu lassen. 

Tore:
1-0 (04:36) Joel Keussen (Dusan Frosch/Harald Lange)
1-1 (07:28) Petr Haluza (Adam Schusser/Jannik Herm)
1-2 (10:04) Ondrej Svanhal (Jannik Herm/Petr Haluza - 5:4) 
1-3 (24:07) Alexander Brückmann (Marc Wittfoth/Tobias Bräuner) 
2-3 (59:21) Kyle Helms (Dustin Cameron/Dusan Frosch - 6:3)
3-3 (59:48) Vitalij Aab (Henri Laurila/Joel Keussen - 6:4)
3-4 (65:00) Petr Haluza (Penaltyschießen)

Zuschauer: 2.287
Schiedsrichter: Marc-André Naust
Strafminuten: Bad Nauheim 20; Freiburg 34 

Die Freiburger Aufstellung:
Boutin,
Kames, Brückmann / Wittfoth, Bräuner, Kunz
Vavrusa, Schusser / Herm, Svanhal, Haluza
Kästle, Frank / Rießle, Rupp, Karachun
Henry, Hynes