Der EHC Freiburg hat in seiner Klub-Historie bisher zwei Mal ein Spiel 7 bestritten: 2008 gelang der Aufstieg in die 2. Bundesliga mit einem Heimsieg in Spiel 7 gegen die Hannover Indians, 2012 verlor Freiburg im Oberliga-Playoff-Viertelfinale bei den Tölzer Löwen das entscheidende siebte Spiel. Die "Belle", wie das entscheidende siebte Match in der Schweiz gerne genannt wird, war über weite Strecken des ersten Abschnitts von der Defensiv-Taktik beider Teams geprägt. Eine Spur Nervosität war auf beiden Seiten sicher auch dabei, jedenfalls wollte kein Team den ersten Fehler begehen und sich in der Verteidigung eine Blöße geben. Der EHC versuchte im Gegensatz zu den ersten drei Partien im Allgäu etwas höher zu stehen, Kaufbeuren beim Spielaufbau unter Druck zu setzen, allerdings galt das gleiche auch für den ESVK: Die Devise lautete möglichst früh anzugreifen, den Gegner dazu zu zwingen, die Scheibe hoch aus dem eigenen Drittel zu spielen und so möglichst schnell wieder in Scheibenbesitz zu kommen. Unterm Strich gab es in Abschnitt 1 daher nur wenige klare Torchancen zu notieren, wobei Kaufbeuren die qualitativ besseren Möglichkeiten hatte - und so stand es nach 20 Minuten nicht unverdient 1-0 für die Hausherren: Chris St. Jacques hatte das Bully im EHC-Drittel nach vorne weg gespielt, Christoph Mathis musste ihm einen Schritt entgegen kommen - doch die Scheibe gelangte zu Daniel Oppolzer, der keine Mühe hatte, zum 1-0 zu vollenden. Unterm Strich hat ein kleiner Fehler des EHC bzw. das gelungene Überraschungsmoment beim Bully dem ESVK genügt, um die Führung zu erzielen. Sekunden vor Ende des ersten Drittels fuhr ESVK-Angreifer Josh Burnell einen harten Check gegen Michi Frank, der EHC-Verteidiger wurde seitlich getroffen und gegen die Bande geworfen, er konnte sich nur mit fremder Hilfe aufrappeln und in die Kabine fahren - sein Kontrahent kassierte fünf Strafminuten plus eine Spieldauerstrafe wegen Checks gegen die Bande, für Burnell war das Match damit vorzeitig beendet.
Der EHC konnte das zweite Drittel also mit einer fünfminütigen Überzahl beginnen. In den ersten Schichten erzeugten Niko Linsenmaier und Co. viel Druck aufs Kaufbeurer Tor, allerdings ohne zählbares Ergebnis. Als die Hausherren mehrfach hintereinander klären konnten und die Uhr unerbittlich runtertickte, gelang es dem EHC dann doch noch, die Unterzahlbox auszuhebeln. Die Scheibe gelangte über mehrere Stationen zu David Vrbata, der auf Höhe des Bullypunktes noch ein paar Schritte gehen konnte und die Scheibe genau ins Kreuzeck setzte. Der Rechtsschütze hatte den Winkel optimal ausgenutzt und Vajs zum 1-1 geschlagen, Freiburg war wieder zurück in der Partie. Für Michi Frank, der nicht weitermachen konnte, rückte nun Dennis Meyer in die Abwehr, der zuletzt angeschlagene Tobi Kunz kam auf der Position von Meyer im Angriff zum Zug. Und es war ausgerechnet Tobi Kunz, der Freiburg in der 34. Spielminute in Führung brachte: Nach einem weiteren Freiburger Powerplay war Kaufbeuren gerade wieder komplett, als ein Abpraller am langen Pfosten landete - Tobi Kunz vollendete mit einem platzierten Schuss ins halbleere ESVK-Gehäuse. Der EHC blieb anschließend am Drücker und erhöhte in der 36. Spielminute durch Marc Wittfoth auf 3-1, Freiburg hatte ein bärenstarkes zweites Drittel abgeliefert und die Schwächephase der Hausherren konsequent genutzt. Gefahr fürs Freiburger Tor kam vor allem dann auf, wenn Daniel Menge und Chris St Jacques das Spiel schnell machten - den Versuchen der Hausherren stand jedoch Christoph Mathis im Weg.
Im Schlussdrittel hielt sich der EHC strikt an seine defensive Marschroute, Kaufbeuren war nun Dauergast im Freiburger Abschnitt - der EHC produzierte einige Icings, setzte aber auf einfaches Spiel und konzentrierte sich auf seine Defensive. Wie eine Ziehharmonika zog sich die Box vor Mathis auf und zu, für Kaufbeuren gab es in der Mitte kaum ein Durchkommen. Als Alexander Karachun in der 50. Spielminute das 4-1 für Blau-Weiß-Rot erzielte, schien das Match eigentlich gelaufen - Tobias Bräuner hatte einen Schuss an der eigenen blauen Linie geblockt, war mit der Scheibe auf und davon gezogen und hatte den mitgelaufenen Karachun mustergültig bedient. Aber es sollte doch noch einmal spannend werden, sehr spannend. Der EHC leistete sich in der 50. Spielminute zwei Fouls kurz nacheinander, die doppelte Überzahl nutzte Daniel Oppolzer per Nachschuss zum 2-4. Nur zwei Minuten später geriet der EHC dann wieder in doppelte Unterzahl, nach einer Spielverzögerung von Milos Vavrusa und einer Aktion von Marc Wittfoth, die ähnlich wie zuvor bei Josh Burnell mit einer großen Strafe geahndet wurde: Freiburg musste nahezu den kompletten Rest der Partie in Unterzahl bestreiten. Zudem nahm Toni Krinner seinen Torhüter zugunsten eines weiteren Feldspielers vom Eis, Freiburg wehrte sich mit drei gegen sechs Feldspieler mit aller Kraft. Beide Teams waren sichtlich platt, einige EHC-Cracks stehend k.o., aber immerhin konnte der EHC die doppelter Unterzahl überstehen und mit vier Spielern weiter verteidigen. 2 Minuten und 18 Sekunden vor Schluss verkürzte Daniel Menge dann doch auf 3-4, und Freiburg blieb weiter in Unterzahl. Die Sekunden vergingen wie Stunden, Kaufbeuren warf noch einmal alles nach vorne und die Nerven auf den Rängen waren zum Zerreissen gespannt - bis Niko Linsenmaier wie schon beim Heimspiel am Dienstag die Scheibe eroberte, loszog und aus dem Halbfeld das leere Kaufbeurer Tor zum 3-5! Wenig später erzielte Ondrej Svanhal ebenfalls per Empty-Net sogar noch das 3-6, aber man soll sich ja nicht freuen, bevor das Spiel vorbei ist - der ESVK verkürzte im Gegenzug auf 4-6, allerdings bugsierte die EHC vor lauter Nervosität die Scheibe selbst über die eigene Linie. Die letzten Sekunden konzentrierte sich der EHC dann noch einmal, ließ nichts mehr anbrennen und mit der Schluss-Sirene dann Freude pur: Die Spieler begruben Goalie Christoph Mathis unter sich, bildeten eine große Jubeltraube und feierten mit den 250 mitgereisten Fans eine Ehrenrunde XXL. Der EHC hat mit dem Erfolg in Spiel 7 in Kaufbeuren den Klassenerhalt geschafft und verbleibt somit in der DEL2!!
Tore:
1-0 (19:22) Daniel Oppolzer (Chris St. Jacques)
1-1 (23:26) David Vrbata (Petr Haluza - 5:4)
1-2 (31:01) Tobi Kunz (Niko Linsenmaier/Petr Haluza)
1-3 (35:39) Marc Wittfoth (Nikolas Linsenmaier/Petr Haluza)
1-4 (49:03) Alexander Karachun (Tobias Bräuner/Tobias Kunz)
2-4 (51:38) Daniel Oppolzer (Daniel Menge/Lee Baldwin - 6:3)
3-4 (57:42) Daniel Menge (Lee Baldwin/Daniel Oppolzer - 6:4)
3-5 (58:33) Niko Linsenmaier (Alex Brückmann/Tobias Bräuner - 4:6)
3-6 (59:14) Ondrej Svanhal (Philip Rießle/Petr Haluza - 5:6)
4-6 (59:32) Lee Baldwin (Marc Schmidpeter/Florian Thomas)
Zuschauer: 2.600 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Jens Steinecke, Ramin Yazdi
Strafminuten: Kaufbeuren 29; Freiburg 35
ESV Kaufbeuren:
Vajs
Woidtke, Baldwin / Menge, St. Jacques, Oppolzer
Heider, Schütz / Burnell, Thomas, Schäffler
Versteeg, Stein / Schmidpeter, Pfaffengut, Hadraschek
Messing / Lucas, Lautenbacher
Die Freiburger Aufstellung:
Mathis
Brückmann, Rießle / Wittfoth, Linsenmaier, Haluza
Frank, Kames / Meyer, Bräuner, Karachun
Vavrusa, Kästle / Herm, Svanhal, Vrbata
Schusser / Kunz, Henry